Frau Irene Moser, die Witwe von Kuno Moser (1926 - 2004) hat uns freundlicherweise zwei einzigartige Dokumente ihres Mannes zugeschickt, ein Brief mit Zeichnungen des Dampfers und der Kabine der Offiziersanwärter, sowie eine handgemalte Decksansicht, herzlichen Dank.

Original des Briefes, wie von Kuno Moser geschickt

In diesem Original an seine Eltern beschrieb Kuno die Details des Dampfers, sowie die allgemeine Anordnung seiner Kabine. Er hatte den Kurs 06/1942 auf dem Schulschiff LEVENTINA in Basel besucht und dann 1945 noch den Kurs 11, der speziell für Offiziersanwärter durchgeführt wurde. Nach Abschluss dieses Kurses hat er dann auf der CALANDA als Offiziersanwärter angemustert.

Ausschnitt aus dem Brief mit den Schiffsdetails der CALANDA

Kuno hatte mit dieser Zeichnung wohl die best mögliche Beschreibung seines Dampfers erziehlt, besser als tausend Worte. Beachte, die Matrosen und Heizer wohnten vorne unter der Back und hinten auf der Poop.

Briefausschnitt mit der Ansicht seiner Kabine

Die 2-Mann-Kabine der Offiziersanwärter, direkt unter Brücke. Gleich hinter dieser Kabine hauste der 2. Steuermann. Der Kapitän wohnte wahrscheinlich neben dem 1. Offizier ein Deck tiefer. Offensichtlich gab es damals noch kein geschütztes Treppenhaus und die Steuerleute und Matrosen mussten bei Wind und Wetter die Aussentreppen zur Brücke benutzen. Die Steuerwelle lief mitten durch die Kabine und dann nach steuerbord zum Maschinenraum.   

Nachher war er noch auf der ersten CRISTALLINA (ex-EIGER). 1948/49 besuchte er die Seefahrtsschule in Rotterdam, um sein Patent als 3. Steuermann auf grosser Fahrt zu machen. Dannach fuhr er noch 4 Nordatlantik-Reisen als 3. Offizier auf der ANUNCIADA unter Kapitän Klaas Heeres, vor er die Seefahrt wegen eines Sehfehlers (Farbenerkennung) aufgeben musste und zur Swissair wechselte.

Das niederländische Patent für den 3. Steuermann auf grosser Fahrt

Von Kuno Moser gemaltes Bild des Brückenaufbaus von achtern gesehen. Seine Kabine befand sich auf dem mittleren Deck, neben dem Rettungsboot

Die Ruderanlage

Der Dampfer CALANDA in 1913 in England gebaut, hatte noch eine Ruderanlage aus den Anfängen des Dampfzeitalters. Das handbetriebene, grosse Steuerrad auf  der Brücke steuerte über einen Wellenantrieb die dampfbetriebene Rudermaschine im Maschinenraum. Die Dampfrudermaschine befand sich hoch oben, im hinteren Teil des Maschinenraums und bewegte über einen Kettenantrieb der über Deck lief, den grossen Ruderquadranten auf dem Poopdeck.

Ruderanlage aus dem Fachbuch „Verbal Notes and Sketches for Marine Engineers“

Die Ruderanlage der CALANDA war ungefähr nach dem Schema aufgebaut, wie im britischen  Fachbuch „Verbal Notes and Sketches for Marine Engineers“, 19th. Edition, by J. W. M. Sothern gezeigt. Leider ist das Erscheinungsdatum im Buch nicht aufgeführt, es müsste jedoch in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg publiziert worden sein. Interessante Notiz unter der zweiten Skizze, dass diese Art von Ruderanlage rasch der Vergangenheit angehören würde.

Unter "Diverse Photos" sind auf den ersten Bildern über der Einflaggung in Lissabon der Ruderquadrant und die schweren Ketten zu sehen. Gegen Ende der Bilderserie sieht man auf der backbord Ansicht "Lissabon Mai 1941" die Kette an Deck, auf der 4. letzten Photo "Lissabon Oktober 1945" sieht man deutlich, wie die Kette auf das Poopdeck geführt wird und auf der 2. letzten Photo "Lissabon 1945 - 2 Seeleute an Deck" ist ersichtlich wie die Kette aus dem Maschinenraum kommt und dann gegen achtern geführt wird.

SwissShips - HPS, Februar 2021