Schiffsgeschichte
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Dieses Schiff (Baunummer 1154) wurde bei Harland & Wolff Ltd. Belfast, Nordirland während dem 2. Weltkrieg als "Landing Ship Tank" (LST) HMS BRUISER für die Royal Navy gebaut. Der Stapellauf erfolgte am 24.10.1942 und sie wurde der Admiralität am 02.04.1943 abgeliefert (Tonnage 5596). Sie war ein Doppelschraubenschiff und hatte eine Dampfturbinenanlage, die auch von der Werft gebaut wurde. Sie ermöglichte eine Geschwindigkeit von 18 Knoten. Das Schiff hatte 2 Schwesterschiffe, die HMS BOXER und die HMS THRUSTER.

Die HMS BRUISER wurde bei der Landung in Sizilien erstmals eingesetzt, nachher auch bei den Invasionen in Italien und in Südfrankreich. 1944 wurde sie zu einem "Fighter Direction Ship" umgebaut. Die Bugtore wurden permanent verschlossen. Sie wurde mit elektronischem Gerät vollgepackt und mit einem Wald von Antennenmasten versehen.

Nach dem Ende des Krieges wurden viele Kriegschiffe überflüssig und in 1946 wurde sie an die belgische Firma Enterprises Chimiques et Electriques S.A. Vilvorde (bei Brüssel) (Diese Firma war auch der Eigner der FREDERIC später CARITAS I, welche während des 2. Weltkrieges als Register Nummer 011 unter dem Namen CARITAS I unter Schweizer Flagge fuhr) verkauft und in NILLA umbenannt. Geplant war das Schiff im Hafen von Gent in einen Frachter umzubauen. In 1948 wurden einige Umbauarbeiten vorgenommen, aber nie beendet und in 1949 wurde der Dampfer zum Verkauf angeboten.

Die Besitzer verhandelten über einen Verkauf mit der Firma Triora S.A., Panama, die das Schiff erwerben und auf SILVER STAR umbenennen wollten. Am 02.02.1950 verliess das Schiff Antwerpen und wurde nach Hamburg geschleppt. Der Verkauf an Triora S.A. war nicht zu Stande gekommen.

Endlich, im Mai 1950 gelang es den Eignern die NILLA an den in Paris lebenden Schweizer Investor Vasile L. Winkler zu verkaufen. Er registrierte den Dampfer in Panama, die Eignerfirma war die Compania de Naviera Rio Grande.

In 1951 wurde der Dampfer von der SGS Société de Surveillance S. A. in Genf, Schweiz erworben (registrierter Eigner: Compania Naviera Estrella de Plata S. A., Panama, Rufzeichen: HOHX) und in SILVERSTAR umbenannt (jetzt als ein Wort geschrieben).

Jetzt wurde das Schiff zum Umbau in ein Kreuzfahrtschiff in die Werft Howaldtswerke AG, Hamburg gebracht. Achtern wurde das Schiff um 22 Fuss (6,71 m) verlängert und 171 klimatisierte Kabinen für insgesamt 420 Passagiere wurden eingebaut (zu dieser Zeit waren klimatisierte Kabinen noch unüblich).

Die Maschinenanlage mit den vier Dampfturbinen und den Dampfkesseln wurde beibehalten, aber ein zweiter Schornstein wurde gebaut (dieser war eine Attrappe, wohl um das Aussehen des Schiffes zu verbessern). Das als "Tank Landing Ship" gebaute Schiff hatte einen flachen Boden und einen geringen Tiefgang, dies führte zu Stabilitätsproblemen. In der Folge erlaubten die Behörden in den USA keine Fahrten über den Nordatlantik während der Winterzeit und sie war in dieser Jahreszeit auf Fahrten in ruhigere Gewässer, wie die Karibische See beschränkt.

Nach der Vollendung des Umbaus anfangs 1952 fuhr das Schiff nach den USA und wurde an die Silver Star Line, von Arnold Bernstein (siehe Kommentar unten) in Zeitcharter gegeben. Die SILVERSTAR unternahm Ferienreisen von Washington DC, Charleston, Miami, New Orleans in das Karibische Meer, wo sie hauptsächlich die Häfen von Bermuda, Nassau, Havanna und Vera Cruz anlief. Einmal im Jahr meistens gegen Ende des Sommers fuhr sie nach Westdeutschland zur Überholung im Trockendock, vermutlich ergänzt mit einer Mittelmeerkreuzfahrt. Eine solche Mittelmeerreise wurde von New York gemacht, Ausfahrt am 15. März 1955 nach Funchal, Tunis, Alexandria, Beirut, Haifa, Famagusta, Istanbul, Piraeus, Neapel, Malaga, Lissabon und zurück nach New York, Ankunft am 13. Mai.

Von einem Bericht aus Arnold Bernsteins Buch muss man annehmen, dass er schon frühzeitig bei der Planung und Ausführung der Umbauarbeiten beteiligt gewesen ist, wohl wegen seines reichen Fachwissens und seiner Erfahrung im Passagiergeschäft. Bernstein beklagte auch die vielen Maschinen- und Kesselprobleme. Anscheinend traten in den Kesselrohren beträchtliche Leckagen auf, die letztendlich den Dampfer zur Umkehr von den USA nach Hamburg zwangen, um grössere Reparaturen durchzuführen (Erneuerung der Kesselrohre?). Das erscheint wahrscheinlich, denn der Dampfer war 5 Jahre aufgelegt und es ist gut möglich, dass in dieser Zeit die Kesselrohre Korrosionsschäden erlitten hatten. Andere Quellen sagen jedoch, dass die technischen Probleme nicht so schwerwiegend waren und insgesamt das Schiff recht erfolgreich betrieben wurde.

Die Besatzung der SILVERSTAR war aus vielen Nationalitäten zusammengesetzt, hauptsächlich aus Europa. Der Kapitän und die Offiziere waren Italiener und Deutsche. Ungefähr 60 Schweizer waren im Hotelbetrieb beschäftigt, anscheinend waren auch einige Frauen dabei. In der "Hotel Revue" hatte SGS jeweils Inserate platziert und in verschiedenen Städten wie Zürich, Genf, Bern und Basel wurden Informationstage durchgeführt. Die erfolgreichen Kandidaten wurden dann durch das Büro von SGS in Genf angeheuert und an Bord geschickt.

Im Dezember 1956 ging der Vertrag mit Arnold Bernstein zu Ende und das Schiff wurde an die Caribbean Cruise Lines verchartert, die von John Smith betrieben wurde, damals ein sehr bekannter Kreuzfahrtbetreiber. Allerdings konnte nur noch eine Fahrt durchgeführt werden, da die Eigner im Januar 1957 entschieden hatten, die SILVERSTAR an die staatliche Flota Argentina de Navigacion Fluvial, Buenos Aires zu verkaufen. Sie lief noch Ende Januar in Buenos Aires ein und wurde an die neuen Besitzer übergeben. Diese registrierten sie unter argentinischer Flagge und wechselten den Namen auf CIUDAD DE SANTA FÉ. Es scheint, sie wurde im Fährbetrieb über den La Plata nach Montevideo eingesetzt, aber auch zu Fahrten auf dem Parana nach Rosario und weiter flussaufwärts.

1965 wurde die CIUDAD DE SANTA FÉ bei einer Kollision schwer beschädigt. In der Folge wurde sie zuerst aufgelegt und dann im Jahr 1968 in einer unbekannten argentinischen Abbruchwerft verschrottet.

SwissShips-HPS-MB, April 2012

Wir danken Peter Marti, Zürich ein ehemaliger Seemann auf der SILVERSTAR für seine freundliche Unterstützung.

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Namen von Crew Mitgliedern in den Jahren 1954 bis 1956

Aufgelistet am 7. Februar 1991 durch Walter Blattmann

Albert Ammann Ernst Grubenmann M.C. Malgareli
Albert Freiburghaus Ernst Honsberger Marcel Kopp
Alfons Bütler Ernst Stauffer Peter Marti
Alfonse Bonvin Fritz König Pierre Wolf
Alfons Furrer Georg Süess Robert Bieri 
Arthur Peyer Hans Haueter Robert Diem
Arthur Sali Hans Hefti Roland Lehmann
Benjamin Peray Hans Jost Rolf Nägeli
Bruno Wolf Jack Zimmerli Walter Blattmann
Claire Schneider Jean Brustino Walter Plüss
Emil Weber Jean-Claude Jaton Werner Keusch
Enzo Nestasio Salvatore (Koch) Joe Tschaler Werner Rubin
Erich Mühle Josef Cavegn Willy Zäch
Ernst Baumann Kurt Zuberbühler  

Diese Liste wurde uns von Peter Marti, Sektion Zürich des SCS (Seemannsclub Schweiz) zur Verfügung gestellt. Auf der Originalliste sind auch die Adressen der Leute aufgeführt, die wir jedoch aus Datenschutzgründen weggelassen haben. Es muss angenommen werden, dass viele Adressen in dieser langen Zeit gewechselt haben und einige Personen inzwischen verstorben sind.

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Zusätzliche Informationen und Geschichten

Reeder Arnold Bernstein

Arnold Bernstein (1888 - 1971) war ein deutscher Reeder, der die ersten "Car Carriers" (Autotransporter) zwischen USA und Europa einführte (vorher wurden Autos in Holzkisten verschifft). Er betrieb nach dem ersten Weltkrieg auch eine Schifffahrtslinie von Nordeuropa über die Wolga und das Kaspische Meer nach dem Iran. Während der Wirtschaftskrise in den dreissiger Jahren baute er seine beschäftigungslosen Autoschiffe in kombinierte Passagier/Autoschiffe um, damit reiche Touristen mit ihrem eigenen Wagen über den Atlantik in die Ferien fahren konnten. Die Nazis steckten Arnold Bernstein ins Gefängnis, aber kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs wurde er entlassen und konnte mit seiner Familie nach den USA auswandern. Von Null an baute er sich eine neue Existenz in der Schifffahrt auf, unter anderem beschäftigte er sich auch mit Kreuzfahrten in die Karibik. Nachdem er sich zur Ruhe gesetzt hatte, schrieb er das Buch "Ein jüdischer Reeder", das im Convent-Verlag, Hamburg 2001 erschienen war.

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