Swiss flag

Schweizer  R E V U E    2/1999

EDITORIAL

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Geboren wurde diese Aktivität am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Der Not gehorchend, erwarb unser Land für seine Landesversorgung teure Occasionsschiffe. Mal belächelt, dann wieder bewundert, unterhält die Schweiz seither die grösste Flotte aller Nicht-Küstenstaaten. Mit einem Promille Anteil ist sie weltweit trotzdem ein Winzling.

Eine Flotte, aber keine Häfen zu haben, verlangt im internationalen Seerecht nicht nur mitzuschwimmen, sondern voranzufahren. Dies macht die Schweiz im Rahmen ihrer völkerrechtlichen Verhandlungen. Unser Land hat sich verpflichtet, Standards erstklassig umzusetzen und so Flagge zu zeigen.

Zu den diplomatischen gesellen sich emotionale Gründe. Die Schweiz galt lange Zeit als Land, in dem Milch und Honig flossen. Doch das genügte offenbar nicht: Während der Jugendunruhen der frühen achtziger Jahre riefen junge Städterinnen und Städter wütend: "Nieder mit den Alpen! Freie Sicht aufs Mittelmeer!" Das war mehr als bloss ein politischer Slogan.

Andere Zeitgenossen lösen in Basel, dem Ursprung der Nabelschnur zum Meer, eine von 1600 unter Schweizer Flagge aufkreuzenden Hochseeyachten ein. Oft lassen die Mannschaften Angehörige, Arbeit und Haus zurück, um fortan über die schimmernden und schaumenden Weltmeere zu schippern. Der rote Pass schützt uns offenbar nicht vor dieser etwas anderen Form von Seekrankheit.

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