Mehrzweck-Frachter / Multipurpose / Projekt Cargo

MPV (Multi Purpose Vessel), MPC (Multi Purpose Container), MPP (Multi Purpose & Project)

Moderne Stückgutfahrt heute (2011)

Die seit vielen Jahren immer wieder totgesagte Stückgutschifffahrt ist in einigen Fahrtgebieten immer noch sehr gefragt, die Schiffe werden aber heute als MPV (Multi Purpose Vessel), MPC (Multi Purpose Container) oder als MPP (Multi Purpose & Project) bezeichnet.

 

Ein wichtiges Fahrtgebiet für diese Schiffe ist Westafrika, da ein grosser Teil der verfügbaren Ladung nicht mit reinen Containerschiffen transportiert werden kann, zum Beispiel Rohre für die Ölindustrie.

Sodann gibt es auch Kunden, die ihre Waren lieber als Stückgut (breakbulk) verschiffen, auch wenn die Ladung an und für sich in Container passen würde.

Sogenannte Project Cargo wird hauptsächlich für die Öl- und Gasindustrie, aber auch für die Minen- und anderen Industrien benötigt. Der Trend geht dahin, technische Anlagen, wie Raffinerien, Teile für Bohrinseln, Fabriken etc. in möglichst grossen Modulen zu fertigen, um vor Ort die Montagezeit zu verkürzen und die Arbeit zu vereinfachen. Daher sind diese Module oft grösser als Container und können ein beträchtliches Gewicht aufweisen.

Es werden auch viele Fahrzeuge aller Art, wie Lastwagen, Baumaschinen, Autos verladen. Nach Afrika gehen auch sehr viele Gebrauchtwagen, teilweise vollgestopft mit alten Kühlschränken, Kochherden oder sonstigen Gebrauchsartikeln.

Aus Afrika werden auch Landesprodukte, wie Kaffee, Kakao etc. gefahren, daher haben diese Schiffe auch ein leistungsfähiges Ventilationssystem für die Laderäume, damit solche Ladung nicht verdirbt.

Auch Holz wird transportiert, teilweise unbearbeitete Stämme, aber vermehrt Schnittholz (Im Zuge der Industrialisierung führen heute die afrikanischen Länder vermehrt die Holzbearbeitung selber durch).

        

Logs und Schnittholz aus Westafrika

Eukalyptus Holz aus Point Noire

Die Laderäume sind rechteckig ausgelegt (box shaped) und die Abmessungen sind so gewählt, um möglichst viele Container zu stauen. Seitlich sind Ballasttanks angeordnet. Die Luken sind extrem gross und haben dieselben Abmessungen wie die Laderäume, somit ist die ganze Laderaumfläche zugänglich für die Kräne. Die Lukendeckel sind meistens Pontondeckel, es können aber auch hydraulisch betätigte Lukendeckel zur Anwendung kommen.

Um Stückgut zu fahren werden Zwischendecks eingesetzt, die entweder hydraulisch betätigt werden oder aus Pontons bestehen. Die Zwischendeck-Pontons können für den Transport von Schüttladungen auch zu vertikalen Längsschotten zusammengesetzt werden. Bewegt werden sie, wie auch die nicht hydraulischen Lukendeckel, mit den schiffseigenen Kränen. Während des Ladebetriebs können diese auf den nicht benutzten Luken abgestellt werden. Allen Zwischendecks und Lukenabdeckungen gemeinsam ist eine ausgesprochen stabile Konstruktion mit einer Tragfähigkeit von etwa 3.5 t/m2, somit können auf den Lukendeckeln Container, Fahrzeuge oder andere Fracht gestaut werden.

Da auch heutzutage in Ländern wie in Westafrika die Häfen sehr notdürftig ausgerüstet sind, benötigen MP-Schiffe starke Kräne für den Lade- und Löschbetrieb, sowie um die schweren Ponton Lukendeckel zu heben. Heute sind die Kräne in den allermeisten Fällen seitlich angeordnet, um die Luken möglichst gross zuhalten. Die Hebefähigkeit dieser Kräne beträgt etwa 80 metrischen Tonnen und sie können auch gemeinsam eingesetzt werden (Tandem Betrieb) um die Hebefähigkeit zu verdoppeln.

 

Heute werden die Staupläne immer noch von Bord unter der Leitung des ersten Offiziers angefertigt, allerdings erhält die Besatzung landseitige Unterstützung von der Reederei.

Die im Afrikadienst eingesetzten Schiffe von Enzian fahren meistens für Safmarine Antwerpen, die viele Liniendienste rund um die Welt betreibt und in den Häfen auch die nötige Infrastruktur und das Fachpersonal zur Verfügung hat.

HPS; Enzian; SwissShips, Juli 2011

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