Schiffsgeschichte
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Ursprünglich 1941 gebaut als bewaffneter Dampftrawler für die Royal Navy (britische Kriegsmarine) von der Werft Cochrane & Sons Ltd. Selby, England. Der Trawler wurde HMS EDAY getauft mit "pennant number" T-201. Der Trawler hatte eine Besatzung von 40 Mann und eine Dreifach-Expansions-Dampfmaschine gab dem Schiff eine Geschwindigkeit von ungefähr 12 Knoten. Diese Trawler wurden hauptsächlich zum Minensuchen und für Bewachungsdienste vor den Häfen eingesetzt. Am 04.08.1944 wurde er der norwegischen Kriegsmarine ausgeliehen und fuhr als RNN TROMØY. Am 19.10.1944 wegen einem Boilerschaden wieder an die Royal Navy zurückgegeben. Die HMS EDAY gehörte zur Isles-Class Trawlers, die sehr ähnlich waren wie die Dance-Class Schiffe, eines davon, HMS QUADRILLE, wurde 1950 die erste MURTEN von Keller Shipping.

Nachdem der Krieg endete, musterte die Royal Navy die jetzt überzählige HMS EDAY aus und bot sie zum Kauf für eine zivile Nutzung an. Am 24.1 1947 in Leith, Schottland angekauft durch John Hamre aus Haugesund und der Trawler wurde am 31.01.1947 als EDAY in Haugesund mit dem Rufzeichen LMFP unter norwegischer Flagge registriert.

Vom 15.3.1947 bis 23.4 1947 registriert als EDAY für John Hamre aus Haugesund in Oslo.

Am 23.4 1947 kaufte die Eignerfirma A/S Fjeldøy von T.J. Kyvik aus Haugesund den Fischdampfer und lies ihn bei Leirvik Sveis in Stord zu einem Küstenmotorschiff umbauen. Der Kümo erhielt den Namen FJELLBERG und fuhr unter norwegischer Flagge mit Heimathafen Haugesund. Neu Vermessen mit 597 BRT, 630 DWT L.154.00pp / B. 27.7 / T. 14.1 ft. 1 Deck und 3 Ladeluken. Als Maschine wurde der 7-cyl. 520 Ps starke Atlas-British Auxiliary Motor, gebaut 1941 für das "MMS 25", verwendet. In Fahrt gekommen als "Kümo" im August 1948. (NV (Norske Veritas) 8.1948).

Anfangs 1952 erwarb die Keller Shipping AG, Basel den kleinen Frachter und registrierte ihn am 23.01.1952 unter Schweizer Flagge mit dem Namen SEMPACH (Rufzeichen: HBFE, Reg. Nr. 040). Sempach ist eine kleine Stadt nordwestlich von Luzern und Ort der Schlacht von Sempach 1386 gegen die Habsburger. Die Übernahme erfolgte in Haugesund, dann fuhr die SEMPACH über Aalborg nach Casablanca. Anscheinend wurde das Schiff im Juli 1949 in Hamburg um 22 Fuss (6,7 m) verlängert, daraufhin verlangte das Seeschifffahrtsamt in Basel eine Neuvermessung (BRT: 643, NRT: 309, DWT: 815). (Die neuen Dimensionen wurden im Register von Det Norske Veritas (DNV) 1951 & 1952 nicht registriert).

Die SEMPACH bediente für Keller-Line von Genua aus das westliche Mittelmeer (Italien, Frankreich, Spanien, Tunesien, Algerien) bis Marokko und Portugal. Die Besatzung bestand aus 12 Mann, mehrheitlich Italiener. Die beiden Kapitäne waren Deutsche, zuerst Kapt. Rudolf Riebenstahl, dann Kapt. Werner Sanders (nach dem Krieg war es sehr schwierig in Deutschland eine Stelle als Kapitän zu finden). Auch drei oder vier Schweizer fuhren als Messboy oder Matrose auf der SEMPACH.

Auf der Fahrt von Genua nach Livorno lief die SEMPACH am 12.11.1952 auf den Meloria Bänken (Secche della Meloria) vor Livorno auf Grund. Nach dem Lenzen von Ballast kam das Schiff mit eigener Kraft wieder frei und setzte seine Reise nach Livorno fort. In Livorno wurde das Schiff zur Bodeninspektion und Reparatur gedockt.

Leider verblieb der SEMPACH kein langes Leben, schon am 27.04.1953 versank sie vor der algerischen Küste. Die gesamte Besatzung konnte sich heil zur Küste retten (siehe Bericht unten).

SwissShips, MB, HPS, April 2016

Zusätzliche Informationen und Geschichten
Anmusterung in Haugesund, Norwegen, Januar 1952

Carlo Brodbeck erzählte uns, dass er damals als Leichtmatrose in Haugesund in Südnorwegen anmusterte. Mit der aus Italien angekommen Mannschaft ging die Reise per Bahn von Basel, über Hamburg, Kopenhagen, Oslo nach Stavanger. Die Züge wurden noch mit Dampflokomotiven gezogen und bewegten sich auch entsprechend langsam. An der dänischen Grenze ein riesiges Theater, die Italiener benötigten ein Durchreisevisa. Natürlich war dann der Zug weg, die Leute mussten auf den harten Bänken eines Bahnhofbuffets übernachten, was den Vorteil hatte, sie mussten am Morgen nicht weit laufen, sie waren schon da für das Morgenessen. Das letzte Stück von Stavanger nach Haugesund bewältigte man in einer mehrstündigen Reise auf einer Fähre.

Wer nun glaubt, alles wäre bei Ankunft in Haugesund gut gewesen, täuscht sich. Die SEMPACH lag im Trockendock und die Mannschaft wurde direkt an Bord gebracht. Sie mussten ohne Heizung und ohne Wasser an Bord ausharren, bis das Schiff ausgedockt wurde.

Untergang der SEMPMACH vor der algerischen Küste, April 1953

Von Malaga kommend, machte die SEMPACH einen Zwischenhalt in Nemours, dem heutigen Ghazaouet, Algerien, nahe an der marokkanischen Grenze und sollte entlang der Küste weiterfahren nach Oran.

In Nemours wurden ungefähr 355 Tonnen Hafer in Säcken und 80 Tonnen gesalzene Sardellen in Fässern geladen, davon wurden die Sardellen und etwa 20 Tonnen Hafer auf Deck gestaut. Gemäss dem Bericht des deutschen Kapitäns Werner Sanders hatte der Frachter total 634 Tonnen Ladung an Bord, davon ungefähr 135 Tonnen an Deck.

Nach Beendigung der Ladearbeiten, verliess die SEMPACH am Montagabend des 27.04.1953 den Hafen. Um 19:30 lokale Zeit ging der Lotse von Bord und der Kapitän nahm Kurs nach Norden, wohl um von der Küste wegzukommen. Eine lange Dünung aus Westen rollte an und ein leichter Wind, Stärke 2 wehte aus Nordwest. Ungefähr 3-4 Seemeilen nach der Hafenmole erhielt das Schiff plötzlich eine backbord Schlagseite von etwa 5° um nachher gleich 10° nach Steuerbord zu fallen. Die Schlageseite vergrösserte sich rasch und um 20:00 stoppte der Kapitän die Maschine und die Besatzung begann Teile der Decksladung über Bord zu werfen, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Zehn Minuten später ordnete der Kapitän an, das Schiff zu verlassen. Es gelang noch das Dinghi ins Wasser zu bringen und die Besatzung und eine kanadische Passagierin liefen über die backbord Seite und sprangen ins Wasser. Eilig entfernten sie sich vom Schiff, um nicht in dessen Sog zu geraten. Um 20:20 kenterte die SEMPACH gänzlich und versank in den Fluten. Leider bot das Dinghi nicht genügend Platz für alle 13 Personen, ein Teil der Leute musste jeweils schwimmen, doch um 23:00 erreichten alle unversehrt, aber vermutlich ziemlich erschöpft und unterkühlt den Hafen von Nemours.

Die Schiffbrüchigen wurden von Leuten der Hafenbehörde in Empfang genommen. Das einzige Hotel in Nemours war voll besetzt, die Geretteten mussten die Nacht im maurischen Bad der Stadt verbringen. Anderntags verbrachte man sie zur nächst grösseren Stadt Oran (ungefähr 180 km), doch wegen eines Busstreiks erreichten sie Oran erst am Abend, wo sie vom Schweizer Konsul begrüsst wurden.

Offensichtlich war anfänglich von einer Explosion im Maschinenraum die Rede, die lokale Zeitung, aber auch Lloyds schrieben es in ihren ersten Berichten. Nachdem die französischen Behörden den Kapitän und seine Offiziere einvernommen hatten, wurde diese erste Version dementiert. Der erste Maschinist sagte aus, dass die Maschinenanlage normal gearbeitet hätte und auch kein Wassereinbruch in den Maschinenraum stattgefunden hätte.

Dieses Unglück wurde auch in der Schweiz vermeldet, die NZZ, Neue Zürcher Zeitung schrieb am 29.04.1953 die SEMPACH wäre nach einer Explosion gesunken, einen Tag später wurde die Explosion dementiert und der Untergang "Sturmwetter" zugeschrieben.

Über die Unglücksursache konnte keine definitive Ursache gefunden werden. Offensichtlich verlor der Frachter seine Stabilität und kenterte. Der Kapitän vermutete einen plötzlichen Wassereinbruch in den Laderäumen. Das Schiff hatte jedoch keine Grundberührung. Vielleicht war auch unsachgemässes Stauen der Ladung ein Faktor der zum Unglück führte. Nach dem Auslaufen fuhr das Schiff quer zur Dünung und musste bestimmt stark gerollt haben.

Quellen:
- Bundesarchiv, Bern
- Kapitänsbericht
- Bericht der maritimes Behörde in Oran
- Lloyd's reports
- L'Echo d'Alger, 29.04.1953
- NZZ, 29.04. und 30.04.1953
- Carlo Brodbeck, Muttenz (bei Basel)

SwissShips, HPS, April 2016