Dieser Frachter war das erste Schiff, das Charles Keller als Neubau über seine von ihm kontrollierte Firma Transocéanique Suisse S.A. Genève in Auftrag gab. Knapp zwanzig Jahre später folgte noch der Ro-Ro-Frachter ANZÈRE als zweiter Neubau.
Dank Bundesgarantien konnte die GENÈVE bei Brodogradiliste "3. Maj", in Rijeka im ehemaligen Jugoslawien in Auftrag gegeben werden. Vermutlich spielten auch noch die sogenannten Kompensationszahlungen eine Rolle bei diesem Vertrag (wie bei den Suisse-Atlantique Schiffen). Beim Stapellauf der GENÈVE am 25.10.1959 war auch der Schweizer Botschafter in Belgrad, Dr. Roy Ganz zugegen, was wohl die Bedeutung dieses Auftrages für die Schweizer Regierung unterstrich. Verschiedene Vertreter der Eigner Firma Transocéanique Suisse, so auch Verwaltungsrat Dr. Charles Keller und seine Gattin, die auch als Taufpatin amtete, nahmen an der Zeremonie teil. Von der Bauwerft waren Generaldirektor Vukasovic, Frau Zorica Vucetic, kommerzielle Direktorin und der Technische Direktor Winkler zugegen. In jenen Jahren war die Schweiz der grösste ausländische Kunde der jugoslawischen Werften. Griechen wollten auch in diesem Land Schiffe bauen lassen, aber hatten anscheinend grosse Schwierigkeiten eine für beide Seiten annehmbare Finanzierung zu gestalten. Am 24.04.1960 übergab die Werft das Schiff der Reederei Keller Shipping AG in Basel und es wurde unter Schweizer Flagge in Dienst gestellt (Rufzeichen: HBDN).
Die GENÈVE erhielt auch einen Original Dieselmotor von Gebr. Sulzer AG in Winterthur. Die Maschine vom Typ 7SAD72 hatte 7 Zylinder und zwei Turbolader von BBC aus Baden. Obwohl schon damals die Werft Brodogradiliste "3. Maj" Rijeka einen Lizenzvertrag mit Sulzer hatte, konnten in ihren Werkstätten noch keine grösseren Motoren gebaut werden.
Das Ladegeschirr bestand aus 13 elektrischen Ladewinden und 13 Ladebäumen von je 5,0 Tonnen und zwei Schwergutbäumen von 30 und 20 Tonnen Hebefähigkeit. Ein Ladebaum bediente den Maschinenraum und konnte für die Übernahme von Stores benützt werden.
Anfänglich fuhr die GENÈVE in Charter für die Pariser Firma CTO, Compagnie de Transports Océanique zweimal rund um die Welt. Von Rijeka fuhr sie direkt nach New York, Mobile, Houston, New Orleans und durch den Panama Kanal nach Fernost. Hier lief sie Manila, Hong-Kong, Saigon, Bangkok, Singapur, Jakarta und Penang an, dann zum Roten Meer, Aden, Djibouti und Port Sudan, zurück nach Antwerpen, Rotterdam, Hamburg und Bremen. Auf der dritten Reise ging es noch zur Ostküste der USA, dann aber über Lissabon nach Lagos und anderen Afrikanischen Häfen. Fortan fuhr die GENÈVE für die Nautilus-Line von Italien nach Westafrika.
Am 03.06.1969 ging die GENÈVE in Owendo längsseits der RANDA, die dort vor Anker lag um Holz zu laden. Es wurde verschiedene Ladung umgeschlagen
Am 03.06.1969 ging die GENÈVE in der Bucht von Owendo hinter Libreville längsseits der RANDA um Cargo umzuladen. Diese wohl seltene Operation lief den ganzen Tag bis spät in die Nacht. Die Mannschaften beider Schiffe benützten die Gelegenheit und es gab ein grosses Fest, bei dem natürlich auch reichlich Bier floss.
In 1985 verkaufte Keller Shipping die GENÈVE an Tulipan Navegacion S.A. Kingstown, St. Vincent & The Grenadines (Management: Navegadora Panoceanica S.A., Dubai) und übergab das Schiff am 08.02.1985 in Genua an die Käufer. Jetzt segelte das Schiff als GENEVEA unter der Flagge von St. Vincent & The Grenadines. Offizielle Nr.: 2031. Rufzeichen J8CE.
Im gleichen Jahr nach China zum Abbruch weiterverkauft. Das Schiff lief am 30.05.1985 aus Inchon aus und traf am 05.06.1985 in Yantai ein. Es wurde berichtet, dass der Rumpf für ein Hafenprojekt als Wellenbrecher benutzt werden sollte. Ob dies allerdings realisiert wurde, oder das Schiff noch einige Zeit unter anderem Namen in der innerchinesischen Küstenfahrt eingesetzt wurde, ist fraglich.
Quellen:
SwissShips, Juni 2020