Am 31.01.1949 wurde der spätere Frachter GENERAL DUFOUR im schottischen Aberdeen bei der Werft Hall, Russell & Co. vom Stapel gelassen und im Mai 1949 als VIKDAL an die Tanker Corporation, Panama, abgeliefert (Baunummer 806). Diese übergab das Management an die Reederei Johan Rasmussen & Co. in Sandefjord, Norwegen. Die VIKDAL führte die Flagge von Panama, ihr Rufzeichen war HPQB.
Das Schiff hatte 5 Laderäume und 6 Ladeluken. Das Ladegeschirr bestand aus 12 Ladebäumen mit einer Tragfähigkeit von 10 Tonnen und 10,5 Tonnen SWL (Safe Working Load), bedient von 12 Dampfwinden. Ein Schwergutbaum von 25 Tonnen SWL wurde anscheinend später für die Afrikafahrt nachgerüstet. Es wurde auch gesagt, dass die GENERAL DUFOUR das erste Schweizer Schiff gewesen sein soll, das mit einem Radargerät ausgerüstet wurde.
Als Antrieb diente eine 4 Zylinder, von Richardson, Westgard Ltd., Hartlepool gebaute Doxford Maschine, welche mit einer Leistung von 3‘750 PS eine Reisegeschwindigkeit von 12,5 Knoten erlaubte. Ein Scotchboiler (Zylinder- oder Flammrohrkessel) lieferte den Dampf für den Hilfsbetrieb im Maschinenraum und an Deck. Die Dampfdynamos produzierten den Gleichstrom, die Pumpen liefen mit Dampf, auch die Rudermaschine und die Winden auf Deck waren dampfbetrieben. In den Kabinen der Mannschaft, gleich über dem Maschinenraum und dem Dampfkessel, war es daher immer „schön warm“. Auch gab es damals natürlich noch keine Klimaanlage an Bord.
Im April 1951 beschloss der Bundesrat eine zweite Aktion um die Tonnage der Schweizerflotte mit Bundeshilfe zu erhöhen. Für die Keller Shipping reservierte er 8000 Tonnen. Die Reederei konnte in kurzer Zeit das Projekt GENERAL DUFOUR präsentieren, jedoch mangelte es an den nötigen Finanzen. Charles Keller schlug daher vor, mit Hilfe der Genfer Privatbank Lombard, Odier & Cie, sowie einiger Genfer Financiers eine neue Eignergesellschaft, die Compagnie de Navigation Transocéanique Suisse S.A. Genf zu gründen. Der Verwaltungsrat bestand aus drei Personen, Jean Bonna als Präsident, Edmond Barbey als Sekretär und Charles Keller als Delegierter
Am 01.06.1951 übernahm die Firma diesen Stückgut-Frachter und registrierte ihn unter dem Namen des berühmten ersten Generals der Schweiz, GENERAL DUFOUR (Guillaume-Henry Dufour 1787 bis 1875, Offizier, Kartograf und Gründungsmitglied des IKRK). Das Management übernahm die Reederei Keller Shipping Ltd. in Basel. Mit der Registrierung unter Schweizer Flagge erhielt das Schiff das Rufzeichen: HBDY.
Anfänglich fuhr die GENERAL DUFOUR weltweit, nach der Übernahme in Rotterdam überquerte sie den Nordatlantik nach St. John N.B. und dann ins Mittelmeer bis nach Beirut. Es folgten mehrere Reisen von der US-Ostküste nach der Westküste von Südamerika bis nach Chile, später segelte sie auch wieder über den Atlantik und runter nach Südafrika, Lorenzo Marques (heute Maputo) und Beira.
Einer der ersten Kommandanten der GENERAL DUFOUR war der Schweizer Kapitän Fritz Gerber, der anfangs April 1952 in New York anmusterte. Die Reise führte wieder nach Chile. Für die Rückreise nach den USA, übernahm der Frachter eine Ladung Salpeter in Taltal, Chile. Nach einem Theaterbesuch mit dem Funker und dem Agenten am Samstag 17.05.1952 klagt Kapitän Gerber über ein Unwohlsein und bricht auf dem Rückweg zum Schiff zusammen. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe verschied er an einem Herzversagen. Fritz Gerber wurde zwei Tage später unter grosser Anteilnahme von Persönlichkeiten aus der Stadt auf dem lokalen Friedhof beerdigt. Die GENERAL DUFOUR jedoch hatte den Hafen schon vorher verlassen, vermutlich jetzt unter Führung des 1. Offiziers. Damit nahm die Laufbahn des ersten Schweizer Kapitäns Fritz Gerber im 57. Altersjahr ein abruptes Ende in Südamerika.
Nachdem Keller die bankrotte Nautilus-Line im Sommer 1954 übernommen hatte, setzte man den Frachter bis zum Verkauf 1970 in der Fahrt von Italien nach Westafrika ein. In der ersten Zeit, fuhr die GENERAL DUFOUR und wohl auch andere Keller-Schiffe noch einige Male nach Tiko, ein kleiner, aber heute vergessener Ladeplatz in einem Creek im Delta des Wouri Flusses in Douala, Kamerun. Es war ziemlich eng in Tiko, die Schiffe fuhren mit dem Vorsteven gegen das weiche, erdige Ufer um zu drehen.
Die GENERAL DUFOUR hat in ihren 19 Jahren bei Keller vieles erlebt, gemäss den Lloyd’s Voyage Cards, sind 21 Ereignisse vermerkt, wie Maschinenschäden, Grundberührung, Ladungsschäden etc. Eine dieser Geschichten war der Verlust des Propellers der sich in der Nähe von Genua im Oktober 1963 zugetragen hat. Auf Position 43° 15‘ N / 009° 12 E drehte die Hauptmaschine plötzlich durch und der mechanische Regler bekam die Situation nicht mehr in den Griff. Die Maschinisten kratzten sich an der Birne, guter Rat war teuer. Sogar einen Kolben haben sie gezogen und nichts gefunden. Man startete die Maschine wieder um einen Probelauf zu machen, aber keine Verbesserung stellte sich ein. In ihrer Verzweiflung haben die Maschinisten wohl beschlossen nach oben zu gehen und auf Deck ein Bier zu trinken um die mysteriöse Sache zu besprechen. Der Messboy kam auch dazu und hörte die Diskussionen. Er warf dann ein „aber wenn die Maschine doch läuft, dann gibt es hinten doch immer „Blöterli“ (Blasen) im Wasser und dieses Mal habe ich keine gesehen…“ Nun dämmerte es langsam, dass der Propeller weg war und der Dampfer musste nach Marseille abgeschleppt werden. Leider sind zur Zeit keine weiteren Informationen verfügbar, das Archiv der Lloyds Stiftung in London ist wegen Renovationsarbeiten und Corona-Krise für längere Zeit geschlossen.
Und nun noch eine Seemanns-Schote. Am 1. August 1962 (Schweizer Nationalfeiertag) lag die GENERAL DUFOUR im Hafen von Douala. Ein gewisser Eugen Plattner, zusammen mit einigen Kumpanen, bestiegen sie den Wasserturm im Zentrum der Stadt und hissten die Schweizer Flagge, die sie vorher vom Flaggenstock geklaut hatten. Natürlich führte diese Aktion zu bösem Zoff mit den lokalen Behörden. Kamerun war zu dieser Zeit noch kein Jahr unabhängig und fühlte sich naturgemäss sehr in seinem Nationalstolz verletzt, was dann auch ein diplomatisches Nachspiel zur Folge hatte.
Diese beiden Geschichten ergaben jedenfalls einen Haufen Stoff für Seemanngarn und wurden öfters zu später Stunde in verschiedenen Variationen erzählt.
Am 09.09.1970 verkaufte Keller Shipping das Schiff an die Madrigal Shipping Co. Inc. Panama, welche ihm den Namen ANA MARIA gab und es wieder unter der Flagge von Panama registrierte. 1971 ging das Schiff ohne Namenswechsel an die Pac-Trade Navigation Co., Panama, über. Allerdings wurde es noch 1974 im Lloyd's Register unter der Madrigal Shipping geführt. Am 12.04.1974 lief das Schiff im taiwanesischen Kaohsiung zum Abbruch ein.
Quellen:
SwissShips, HPS, MB im Juni 2020