Schiffsgeschichte
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Die FAVORITA, ein Kühlschiff, mit den typischen, in den fünfziger und sechziger Jahren üblichen Aufbauten mittschiffs und mit eigenem Ladegeschirr ausgerüstet, wurde ursprünglich für die Compagnie Générale Transatlantique (French Line) auf Kiel gelegt. Während ihres Baus in der  Werft France-Gironde in Dünkirchen wurde sie an die Maritime Financing Corporation, Monrovia, weiterverkauft, Teil der H. H. Thyssen-Bornemisza-Gruppe in Lugano. Am 30.04.1969 lief die FAVORITA vom Stapel. Benannt wurde das Schiff nach der bekannten Villa Favorita in Lugano-Castagnola, die zu dieser Zeit Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza gehörte.

Am 08.12.1969 ist die FAVORITA an die Eignerin, die Maritime Financing Corp., Panama, übergeben und unter die Flagge Liberias gestellt worden, Heimathafen Monrovia (Offizielle Nummer: 3350, Rufzeichen: 5LIO). Das Management übernahm die Suisse-Outremer Bereederungs- und Befrachtungs AG, Zürich, welche ihren Namen im April 1978 in Suisse-Outremer Reederei AG, Zürich, änderte. Unter einer Zeitcharter mit der französischen Cie. General Transatlantique lief die FAVORITA aus der Werft nach Aarhus, Dänemark aus, dann über Hamburg und Antwerpen in die Karibik. In dieser Zeit war das Kühlschiff weltweit im Früchtetransport eingesetzt (Hauptsächlich Bananen) bis zu seiner Rücklieferung von Transatlantique am 20.09.1979 in Hamburg. Mehrheitlich fuhr das Schiff von Westindien und Ecuador nach Nord- und Südeuropa, aber auch nach Fernost, wie Japan und einmal auch in den Shatt al-Arab, nach Korramshahr und Abadan im Iran. Am 20.09.1979 kam das Schiff in Hamburg off-hire mit Transatlantique.

Während einer routinemässigen Dockung in Hamburg am 26.09.1979 wurde das Schiff innerhalb der Thyssen-Bornemisza-Gruppe auf die St. Gotthard Schiffahrts AG, Chur, übertragen und unter Schweizer Flagge gestellt. Für die Bezeichnung des Heimathafens wurde der italienische Name von Basel, „Basilea“ gewählt (Register Nr. 108, Rufzeichen: HBFL). Die Besatzung der FAVORITA bestand unter Liberia und Schweizer Flagge mehrheitlich aus Schweizern, die restlichen Leute kamen aus Ecuador und Zentralamerika, später auch  aus Westafrika.

Am 03.10.1979 ging die FAVORITA in Zeitcharter mit Chargeurs Réunis, wiederum eine französische Reederei. Die Chargeurs Réunis, gut bekannt in Westafrika, wurde von den Seeleuten allgemein „Cognac-Line“ genannt, ihre Schornsteinmarke mit den drei Sternen auf weissem Grund, glich dem Flaschenhals einer bekannten Cognac-Marke. Jetzt setzte man die FAVORITA in der Westafrika Fahrt   nach Abidjan, an der Elfenbeinküste ein. Hier wurden Bananen, Ananas und Kokosnüsse (in Kisten) in den Kühlräumen geladen. Aber auch mal gut zugedeckt Bananen an Deck nach Dakar, oder Kokosnüsse in Jutesäcken an Deck nach Marseille. Auch nach dem Norden ging es ab und zu, nach Antwerpen, Dieppe und Nantes. Auf den Rückreisen wurde in Marseille, Spanien (Alicante, Almeria, Malaga) und Casablanca Stückgut und verschiedene Lebensmittel, wie Kartoffeln, Gemüse, Trauben, Milchprodukte, Zitrusfrüchte und in Dakar Fische für Abidjan geladen. Da das Schiff für 20 Knoten verchartert war betrug die Reisezeit von Abidjan nach Daker ungefähr 3 Tage und nach Marseille etwa 8 Tage.

Im Dezember 1980 musste das Schiff Teneriffa als Nothafen anlaufen, um den 4. Ingenieur an Land zu setzten, der einen Selbstmordversuch hinter sich hatte.

Die FAVORITA war bei einigen Leuten auch wegen den starken Vibrationen auf der Brücke berüchtigt, allerdings wird das sehr subjektiv empfunden und nicht jedermann hat das bestätigt. So soll es Steuerleute gegeben haben, die deswegen das Logbuch in der Kammer schrieben um nicht in den Ruf zu kommen, eine Alkoholiker Schrift zu haben (das wird man nicht so einfach wieder los).

Die Crew der FAVORITA rettete unter dem Kommando von Kapitän Bernhard Wissmer am 16.03.1982, 15 Mann sowie den Bordhund „Leica“ des spanischen Trawlers RIBERA DEL ORBIGO (246 / 62) aus Vigo, der nach Wassereinbruch im Maschinenraum zwischen den Kanarischen Inseln und Cabo Bojador gesunken war. Der Trawler kam aus Las Palmas de Gran Canaria, wo er zuvor überholt worden war.

Die St. Gotthard Schiffahrts AG verkaufte die FAVORITA am 13.07.1983 in Marseille an die staatliche Reederei SITRAM (Société Ivorienne de Transports Maritime) Abidjan. Anlässlich dieses Handwechsels wurde das Schiff in ONO umbenannt und unter der Flagge der Elfenbeinküste in Abidjan registriert (Offizielle Nr. AN1003, Rufzeichen: TUMI). Die FAVORITA hatte in ihren insgesamt 13 ½ Jahren bei Suisse-Outremer total 163 Reisen gemacht, entsprechend einer durchschnittlichen Reisedauer von einem Monat. Während dieser Zeit war sie auch immer wieder mit verschiedenen Subchartern, wie Salén Reefer Services Stockholm, Noboa Guayaquil, NYK Nippon Yushen Kaisha Japan und SITRAM Abidjan unterwegs.

Am 08.03.1985 kollidierte die ONO vor der mauretanischen Küste bei schlechter Sicht mit dem rumänischen Fischfabrikheckfänger POSTAVARUL (3'971/84) auf der Position 19° 57' N /  017° 25' W der daraufhin sank. Das Unglück forderte auf dem Trawler zwei Todesopfer.

Nachdem das Schiff am 12.07.1985 auf einer Reise von Dakar nach Alicante mit einer Ladung Bananen und Ananas kurz vor Gibraltar, auf Position 34° 51' N / 007° 06' W im Maschinenraum Feuer fing, wurde es am Tage darauf mit schweren Brandschäden in den Hafen von Cadiz geschleppt. Anlässlich der Inspektion im Hafen starben am 15.07.1985 drei Inspektoren durch CO2-Vergiftung, als sie in einem Laderaum die Temperatur messen wollten. Das tödliche Gas war durch den Reifungsprozess der geladenen Früchte entstanden.

Schliesslich wurden Schiff und Ladung als Totalverlust deklariert, und das Wrack der ONO an eine spanische Abbruchgesellschaft verkauft. Am 28.10.1985 wurde sie nach Algeciras zur Verschrottung bei Hierros Novoa geschleppt.

Quellen:

SwissShips im Mai 2023

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