Schiffsgeschichte
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Das Schiff wurde als OSA MERLIN von Singapore Slipway & Engineering Company Ltd. Singapur gebaut. Diese Werft stand in der Nähe des Singapore Rivers beim Stadtzentrum und wurde schon vor langer Zeit aufgehoben. Teile der Bucht wurden aufgefüllt und heute stehen dort teure Hotels, Einkaufszentren und Bürohochhäuser.

Die OSA MERLIN hatte drei Schwesterschiffe, die OSA HAWK, OSA OSPREY und OSA KESTREL und wurde im Auftrag von Offshore Supply Association (S.E.A.) Pte. Ltd. Singapore, einer Tochtergesellschaft von OSA, Bremen gebaut. Der Kiel wurde am 21.03.1976 gelegt, der Stapellauf erfolgte am 06.12.1976 und das Schiff wurde am 31.03.1977 dem Eigner übergeben. Das Schiff fuhr zuerst unter der Flagge von Panama und war in den Gewässern von Südostasien eingesetzt (Register Nr: 376287, Rufzeichen: 9V2684).

Das Schiff war ein "deck cargo vessel / landing craft" und alle Trockenfracht wurde auf Deck transportiert. Eine Bugrampe ermöglichte Lastwagen und Baumaschienen im "roll-on und roll-off" Verfahren im Hafen oder am Strand zu laden oder zu löschen. Unter Deck war Tankraum für Frischwasser und Gasöl, um Bohrinseln und Schiffe offshore zu versorgen. Drei zylindrische Tanks befanden sich unter Deck und dienten ursprünglich zum Transport von Zement, die jedoch während eines Dry Docks in 1996 zum Laden von Gasöl umgebaut wurden.

Anfangs 1987 wurde das Schiff von Arabella Navigation Company Ltd., Limassol, Zypern gekauft um von Panalpina im neu eröffneten Küstendienst in Westafrika eingesetzt zu werden. Der kommerzielle Betrieb des Schiffes wurde an A.S.B., Air Sea Broker Ltd., Basel, einer Tochterfirma der Panalpina, Basel übergeben. Der Name des Schiffes wechselte auf MS MERLIN und das Schiff wurde unter der Flagge von Zypern registriert mit Heimathafen Limassol (Register Nr: 708442, Rufzeichen: P3TG2). Das Schiff wurde jetzt in der Küstenschiffahrt in West Afrika zwischen Nigeria und Angola eingesetzt, hauptsächlich im Dienst der Ölindustrie. Das Schiff wurde von einer Besatzung aus den Philippinen gefahren, normalerweise 9 Mann.

Als ehemaliges OSA-Schiff beliess A.S.B. das technische Management vorerst beim Werkstattschiff JOHANNISTURM, in der Branche auch OSA ISLAND genannt, das in Soyo, Angola stationiert war. Da ABC Maritime AG die AFRICAN STAR schon seit 1992 technisch betreute, beauftragten die Eigner am 01.11.1995 ABC Maritime AG auch mit dem Management der MS MERLIN (zusammen mit der MS MERLIN II).

Nach der Ankunft der neu gebauten MERLIN III in Westafrika, verkauften die Eigner die MS MERLIN zum Abbruch und am 16.11.2004 verliess sie Luanda zu ihrer letzten Reise nach Indien, wo sie nach Weihnachten 2004 in Alang ankam. An ihrem letzten Tag auf hoher See, spürte sie noch die Ausläufer des grossen Seebebens, das sich am 26.12.2004 vor der Nordspitze Sumatras ereignete und den Tod von zehntausenden von Menschen an den Küsten von Indonesien, Thailand, Sri Lanka und Indien verursachte. Der Kapitän berichtete, dass zwischen 07:45 und 08:30 Uhr einige ungewöhnlich hohe Wellen von 2,0 bis 3,0 Metern Höhe auf der sonst ruhigen See das Schiff trafen, jedoch ohne einen Schaden anzurichten. Zur Zeit des Seebebens befand sich die MS MERLIN ungefähr auf einer Position 19° 55’ N / 071° 25’ O (Position ungefähr auf der 50 m Wassertiefenline und ungefähr 60 Seemeilen vor der Küste, nördlich von Bombay).

SwissShips HPS, März 2018

Zusätzliche Informationen und Geschichten
OSA und VTG Versorger

In 1967 wurde die VTG-Hansa Offshore G.m.b.H. Bremen gegründet, Aktionäre waren die NVG Nordsee Versorgungsschiffahrts G.m.b.H., Hamburg (VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel G.m.b.H. Hamburg) und die Deutsche Dampfschiffahrts-Gesellschaft "Hansa", Bremen. Ein Jahr später erfolgte die Errichtung der OSA Offshore Supply Association als Vermarktungsgesellschaft mit Sitz in London, die jedoch später nach Bremen verlegt wurde, siehe auch www.ddghansa-shipsphotos.de

Der Anstrich dieser Versorgungsschiffe war ein auffälliges grau und ihre Namen endeten meistens auf Tor oder Turm. Die Firma agierte weltweit und auch in  Westafrika waren diese Boote ein vertrauter Anblick. Viele dieser gut unterhaltenen Schiffe fuhren unter deutscher Flagge und die Kapitäne und leitenden Offiziere stammten aus Deutschland.   

Der Versorger JOHANNISTURM wurde zum Werkstatt-, Büro- und Wohnschiff umgebaut, nachdem sie nach einer Grundberührung in 1987 zum Totalverlust erklärt wurde. Unter dem Namen OSA ISLAND war sie an der ganzen Küste bekannt. Anscheinend lag sie zuerst in Pointe Noire, dann jedoch lag sie für viele Jahre am Anker vor der  Kwanda-Base in Soyo, Angloa. Das Städtchen Soyo befindet sich an der Mündung des Kongo, gegenüber von Banana und sein früherer Name war Santo Antonio do Zaire. Banana ist für die meisten Seeleute mehr geläufig, wurde hier doch der Lotse für die Fahrt auf dem Kongo nach Boma und Matadi übernommen.

Das Werkstattschiff JOHANNISTURM bekannt als OSA ISLAND am Anker in Soyo, Angola, am 30.05.2009. Beachte die JOHNNISTURM liegt rechts und längsseits liegt ein unbekannter Tidewater-Versorger     (Photo: Capt. Gion Wetten)

Als die Rebellen von Savimbi anfangs der neunziger Jahre Soyo und die Kwanda-base überrannten und besetzten, gelang es der Besatzung der OSA ISLAND ihr Pontoon wegzuschleppen und nach Port Gentil in Gabun in Sicherheit zu bringen, wo sie für ungefähr 3 bis 4 Jahre vor Anker ging und nachher wieder nach Soyo zurück kehrte.

In 1989 wurden alle OSA-Schiffe von O.I.L, Ocean Inchape Ltd. Aberdeen, Grossbritannien übernommen, allerdings dauerte es nur einige Jahre, dann übernahm die U.S.-Firma Tidewater, New Orleans die gesamte Flotte. Tidewater ist heute wohl die grösste Reederei der Welt die Versorger betreibt.

SwissShips HPS, März 2018

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