GESCHICHTE VON METROFIN LTD ZÜRICH
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Metrofin Ltd. im Zentrum von Zürich war im Besitz der griechischen Familie Angelopolous, die ihr Vermögen im Stahlgeschäft erworben hatte. Theodore Angelopolous (1875 bis 1953) gründete zusammen mit seinen drei Söhnen Dimitris, Panagiotis und Yiannis im Jahr 1925 eine Stahlhandelsfirma in Athen. Später kamen auch Fabrikationsbetriebe dazu. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Halyvourgiki Stahlwerk gegründet und 1951 wurde das heutige Werksgelände am Hafen von Eleusis in Betrieb genommen. Zum Besitz der Familie gehören viele Firmen im Ausland, hauptsächlich in Grossbritannien, aber auch einige bekannte Schweizer Firmen werden von ihr kontrolliert. Theodore Angelopolous hatte auch noch einen vierten Sohn, der allerdings bei dem damals herrschenden politischen System in Griechenland in Ungnade fiel und deshalb in die Schweiz auswanderte. Er wurde "Professor" genannt und wohnte in Genf. Der 1908 geborene Dimitris Angelopoulos beschäftigte sich mit Handel, Finanzen und der Schifffahrt, während sich Panagiotis hauptsächlich um das Stahlwerk kümmerte. Die Firma Metrofin Ltd. wurde anfangs der 60er Jahre als Immobilienfirma in Genf gegründet und 1965 nach Zürich verlegt, dabei wurde der Zweck der Firma um den Bereich Seeschifffahrt erweitert. Ein Büro wurde an der Pelikanstrasse 37 im Geschäftszentrum von Zürich eröffnet. Die ersten Schiffe der Familie Angelopoulos waren 3 Liberty Frachter die im Jahr 1961 erworben wurden und anfänglich von der Keller Shipping AG in Basel technisch betreut wurden, allerdings wissen wir nur wenig über diese Zeit. Sie transportierten hauptsächlich Stahlprodukte im Mittelmeer, aber auch Kohle aus der BRD (Bundesrepublik Deutschland) wurde zum Stahlwerk in Eleusis gefahren. Die Besatzungen stammten vermutlich aus Griechenland. Gleichzeitig wurden neue, Panamax Massengutfrachter in Japan bestellt, das erste Schiff, die NEPTUNIA wurde im Februar 1965 an die Reederei übergeben. Gesamthaft wurden 8 baugleiche Schiffe von je ungefähr 58'500 metrischen Tonnen DWT gebaut, das letzte Schiff, die LOUSSIOS wurde im Juli 1971 abgeliefert. Diese Schiffe wurden von Anfang an von Metrofin, in Zürich bereedert. 1972 erwarb der Sohn des "Professors", Dimitri Angelopoulos den kleinen Bulk Carrier UNIMAR, später noch die wenig grössere ORION. Im Jahr 1975 gründete Dimitri seine eigne Firma in London, die Davlus Ltd. Ihr Direktor war der inzwischen verstorbene William V. Packard, Broker an der Baltic Exchange und Author mehrer Bücher über Chartering und Shipping Business. Doch schon 1977 wurde das Büro in London wieder geschlossen und die beiden Schiffe gingen wieder zu Metrofin zurück. Im Sommer 1978 wurden die drei "cape size" Bulk Carriers (ungefähr 130'000 mt DWT), AKRON, LOUSSIOS und THEODORE A zu einem sehr günstigen Preis erworben. Das langjährige Büropersonal, auch alle Deck- und Maschineninspektoren waren Schweizer und in den 70er und 80er Jahren hatten ungefähr 15 Personen ihren Arbeitsplatz in Zürich. In Zürich wurde auch eine Charterabteilung unterhalten, die fremde Schiffe charterte, um Transporte für die Stahlfirma der Familie durchzuführen. Anfänglich wurden die Besatzungen für die neuen Massengutfrachter über Theodor Eimbcke in Hamburg angeheuert, zu der Zeit bestand die ganze Crew zu einem grossen Teil aus Deutschen (von der BRD), die zum deutschen Heuertarif bezahlt wurden. Später wurden die Leute teilweise auch direkt durch das Büro in Zürich eingestellt. In den frühen 70iger Jahren wurden die Mannschaftsgrade auf Hong-Kong Chinesen umgestellt, dies in Anlehnung an die Praxis bei norwegischen Reedereien (Lorenzen, Bergesen etc). Personalagent war die norwegisch kontrollierte Wallem Shipping in Hong Kong. Leider wurden die Chinesen zum grossen Problem, als sie begannen in beträchtlichen Zahlen in den USA von den Schiffen zu desertieren. Aus diesem Grunde wurde nachher auf Filipino Crews umgestellt, Agent war wiederum Wallem Shipping in Manila. In der gleichen Zeit wurden einige Schiffe auch mit Mannschaften aus Pakistan gefahren, allerdings mit mässigem Erfolg und das Projekt wurde bald wieder aufgegeben. Die Offiziere stammten grösstenteils aus Deutschland, Jugoslawien, Grossbritannien, aber immer waren auch einige Schweizer mit an Bord, meistens als Ingenieure, Elektriker, Funker. Einige Schweizer waren auch als Steuerleute und einer, Kapitän Bachmann sogar als Kapitän gefahren. Metrofin hatte einige Zeit auch schweizerische Junior Engineers an Bord, alle hatten eine abgeschlossene Berufslehre als Basis und ein Mann schaffte es auch bis zum leitenden Ingenieur. Im Jahr 1980 kaufte Metrofin ihren ersten Rohöltanker, die ARKAS. Leider war diesem Schiff nur eine kurze Zeit unter der Flagge von Metrofin beschieden, nach einer Kollision auf dem Mississippi im März 1982 wurde der Tanker wieder verkauft. Kurz darauf wurde jedoch als Ersatz die SOLVA erworben. Auf den Tankern wurden teilweise auch spanische Crew und spanische Offiziere beschäftigt. In den Jahren 1984 bis 1986 wurde die erste Generation der Panamax Schiffe an chinesische Abwrackfirmen verkauft, ausser der OCEANICA die für kurze Zeit noch für eine andere Reederei weiterfuhr und dann ebenfalls in China verschrottet wurde. In den 80er und 90er Jahren wurden jetzt verschiedene Panamax und Handy Size Bulk Carrier und einige Rohöltanker erworben, um die Flotte zu erneuern. Am 8. April 1986 wurde Dimitris Angelopoulos vor seinem Hause in Athen auf offener Strasse von der griechischen Terrorgruppe "17. November" erschossen. Da Dimitris Angelopoulos ohne Nachfolger blieb, mussten jetzt die beiden Söhne von seinem Bruder Panagiotis die Geschäfte übernehmen, dies waren Theodore (Jahrgang 1943) und Konstantinos. Beide studierten in der Schweiz, Theodore an der ETH in Zürich und Konstantinos an der Universität in Genf. Ab 1997 wurde die Schifffahrt der Angelopoulos Familie neu geordnet, ein Prozess der sich über mehrere Jahre hinzog. Die Schiffe wurden aufgeteilt und die Aktivitäten mehr und mehr nach Griechenland verlegt. Die Flotte wurde auf die neu gegründeten Firmen in Athen, Metrostar von Theodore Angelopoulos und Arcadia Shipmanagement, von Konstantinos verteilt oder verkauft. Zur selben Zeit 1998 wurde das Büropersonal reduziert und ein kleineres Büro an der Holzgasse 3 in Zürich bezogen. In 1997 gingen die ersten drei Tanker CRUDESKY, CRUDESTAR und CRUDESUN an die Metrostar und im Dezember 1998 wurden die Schiffe AKROP, ALFIOS, ALFATANK, BETATANK und KONSTANTINOS A zu Arcadia Shipmanagement transferiert. Alle anderen Schiffe wurden verkauft und das letzte Schiff, die ARKAS wurde am 19. März 2002 in China an ihren neuen Eigner übergeben. Das Büro an der Holzgasse wurde Ende Juli 2002 geschlossen und das letzte Personal wurde entlassen. Alle Mitarbeiter fanden wieder eine neue Beschäftigung. Die Firma Metrofin Ltd. hatte noch ein Domizil an der Talstrasse 62 in Zürich bis sie im Juni 2007 aus dem Handelsregister in Zürich gelöscht wurde (Registernummer: CH-020.3.916.980-8). Somit verschwand eine Schweizer Reederei die einen ausgezeichneten Ruf bei den Seeleuten und in den Schifffahrtskreisen genoss. Nach unseren Informationen entwickeln sich die beiden Firmen Metrostar und Arcadia Shipmanagement sehr gut und sind immer noch im Geschäft. Obwohl es für die Mitarbeiter in der Schweiz traurig war den Job zu verlieren, sind die griechischen Eigner wieder in ihr Heimatland zurückgekehrt. SwissShips-HPS, April 2012 |