ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
Im Zuge der Perestroika, versuchten die verschiedenen Firmen der vorher zentral und straff geleiteten Sowjetischen Handelsmarine sich mehr Unabhängigkeit und Freiheit zu verschaffen.
Die Georgian Shipping Company in Batumi, Georgien, an der östlichen Küste des Schwarzen Meeres, errichtete im Jahr 1990 ein "Joint Venture" mit einer Britischen Firma in London. Diese neue Reederei war die Anglo Georgian Shipping Company Ltd. London mit Büros im Zentrum von London.
Die Idee war einige Schiffe aus der Georgischen Flotte zu reparieren und auszuflaggen, um mehr Unabhängigkeit von politischen Entwicklungen in der UdSSR und später der neuerstanden GUS zu erhalten und um besseren Zugang zu westlichen Bankkrediten und zur (westlichen) Weltwirtschaft zu haben.
ABC Maritime AG erhielt den Auftrag verschiedene Schiffe zu reparieren und insgesamt wurden von Januar 1991 bis Juli 1992 sieben Schiffe repariert und umgeflaggt. Diese 4 Tanker und 3 Massengutfrachter wurden in verschiedenen Häfen in Polen gedockt und repariert:
M/S LEON | Szczecin | 02.01.1991 - 09.04.1991 | 98 Tage |
M/T SHOTA | Szczecin | 27.07.1991 - 06.09.1991 | 41 Tage |
M/S LEVAN | Szczecin | 20.08.1991 - 31.10.1991 | 73 Tage |
M/T TAMAR | Gdynia | 18.09.1991 - 31.01.1992 | 136 Tage |
M/T NINO | Szczecin | 23.09.1991 - 07.11.1991 | 46 Tage |
M/T MEDEA | Swinoujscie | 02.01.1992 - 14.03.1992 | 73 Tage |
M/S ADJARIA | Szczecin | 06.05.1992 - 18.07.1992 | 74 Tage |
Da zu diesem Zeitpunkt ABC Maritime AG noch zu klein war um alle diese Schiffe technisch zu betreuen, wurden sie nach beendigter Reparatur an andere, grosse Managementfirmen übergeben. Die Besatzungen dieser Schiffe kamen bis auf wenige Ausnahmen aus Georgien, hauptsächlich aus der Gegend um Batumi (Region von Adjaria).
TAMAR
Das Schiff wurde im Jahre 1968 bei Rauma-Repola Oy, Rauma, Finnland gebaut, als Teil einer grösseren Serie von Produktentankern für die UdSSR. Es wurden ungefähr 35 Schiffe gebaut, und sie wurden als "Altay" Klasse bezeichnet. Einige Schiffe wurden als Wein/Pflanznöltanker und andere als Flottenversorgungstanker eingesetzt.
Das Schiff wurde unter der Baunummer 171 gebaut und am 16. August 1968 als „ANAKLIYA" von Stapel gelassen. Die Ablieferung an die Eigner Georgian Shipping Company, Batumi erfolgte Ende 1968. Der Tanker wurde unter der UdSSR-Flagge registriert mit Heimathafen Batumi. LR/IMO Nr: 6823935, Register Nr: M-17231, Rufzeichen: UWPD.
Die „ANAKLIYA" war 106,15 m lang, hatte eine Breite von 15,42 m und eine Tiefe von 7, 90 m mit einer Tragfähigkeit von 5’045 metrischen Tonnen bei einem Sommertiefgang von 6, 739 m. Das Schiff hatte 5 Paar Ladetanks mit einem Gesamtvolumen von 5’908 m3. Der Pumpraum befand sich mittschiffs zwischen den Ladetanks Nr. 3 und 4 und war mit 2 Kolbendampfpumpen ausgerüstet (unter dem Masthaus). Im Vorschiff war ein Laderaum für Trockenfracht, wie Schmierölfässer und dergleichen. Der Vormast hatte 2 Ladebäume.
Die Hauptmaschine war ein 5-zylinder, langsam laufender Kreuzkopfdieselmotor, gebaut bei Valmet-Oy, Jyvaskyla, Finnland, unter Lizenz von B&W, Typ: 550-VTBF-110 mit einer Leistung von 2900 PS bei 170 U/min. Dampf für den Hilfsbetrieb von 13 Bar Arbeitsdruck wurde von zwei Dampfkesseln (Scotch Boilers) erzeugt. Zwei Dieselgeneratoren von SKL (VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht"), Magdeburg (DDR) und ein mit einer Kolbendampfmaschine getriebener Generator erzeugten die Elektrizität.
Das Schiff war auch mit Mitteln gegen den Atomkrieg ausgerüstet worden. Mit einer Sprühanlage konnte radioaktiver Staub von Deck und Aufbauten abgewaschen werden und für die Besatzung waren Dekontaminationsräume vorhanden. Auf der Brücke waren verschiedene spezielle Radiogeräte von der Kriegsmarine eingebaut.
Im Jahr 1991 wurde der Tanker mit seinen zwei Schwesterschiffen „ASPINDZA" und „AKTAU" an die Anglo-Georgian Shipping Company Ltd., London, einer „Joint Venture Company" von Georgian Shipping Company in Batumi übergeben.
Die „ANAKLIYA" wurde in Gdynia, Polen von 18.09.1991 - 31.01.1992 im Auftrag von Anglo-Georgian Shipping von ABC Maritime AG repariert. Während dieser Zeit wurde das Schiff ins Register von Malta übertragen (Heimathafen Valletta) und das Schiff auf „TAMAR" umbenannt. Eigner: Tamar Shipping Company Ltd., Valletta, Register Nr: 2995, Rufzeichen: 9HQM3. Nach der Beendigung der Reparaturen wurde der Tanker an Norbulk, Glasgow ins technische Management übergeben.
Das Schiff wurde nach der Königin TAMAR (1184-1213) benannt, der Grosstochter von König David und die erste Königin von Georgien. Unter ihrer Herrschaft erblühte Georgien und hatte wohl seine beste Periode, das sogenannte „Goldene Zeitalter".
Im Dezember 1993 wurde das Technische Management der „TAMAR" an ABC Maritime AG übertragen.
Im April 1994 wurde das Schiff an Ramona Shipping Ltd., Valletta verkauft und in „ROMINA II" umbenannt. Management: Fairdeal Group Management S.A., Piraeus. Später im gleichen Jahr wurde das Schiff in „ARLET" umbenannt und das Management an Fairdeal Marine Services LCC, Fujairah, U.A.E. übertragen.
Im Mai 1995 an Iran Marine Services Co., Bandar Bushehr, Iran verkauft und in „SARAVAN" umbenannt. Register Nr: 1946, Rufzeichen: EQUU.