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Die Firmengeschichte der SGS S.A. (Société Générale de Surveillance)  mit Hauptsitz in Genf, Schweiz geht zurück auf das 19. Jahrhundert, als ein junger Einwanderer aus Lettland, Henri Goldstück in Rouen, Frankreich eine Inspektions- und Warenprüffirma gründete, vermutlich die Erste ihrer Art in der Welt.

Die Umstände, die zur Gründung dieses heute weltumspannendes Unternehmen durch einen jungen, zielstrebigen, aber mittellosen Immigranten führten, sind es wohl wert, ein bisschen näher beleuchtet zu werden. Ob sich alles ganz genau so abgespielt hat oder einfach eine unterhaltsame Geschichte ist, darüber kann man sich fragen:

Der junge Henri Goldstück aus der lettischen Hafenstadt Liepaja (auf deutsch, Libau) war im Hafen beschäftigt und musste den Verlad von Hafersäcken überwachen, die hauptsächlich nach Rouen verschifft wurden, um die Pferde der Pferdekutschen in Paris zu füttern (die Taxis der damaligen Zeit). Seine Arbeitgeber erhielten immer wieder Beanstandungen von den Kunden in Frankreich, dass ihre Warenbestellungen unvollständig in Paris angeliefert wurden und als Folge wurde Henri auf der Stelle gefeuert. Jetzt ohne Arbeit und Brot, beschloss der junge Mann auszuwandern und die Welt zu sehen. Als blinder Passagier an Bord eines Schiffes kam er zufälligerweise nach Rouen in Frankreich. Als er wieder einmal im Hafen flanierte um sich die Zeit zu vertreiben, sah er ein Schiff, das Hafersäcke seines ehemaligen Arbeitgebers in Lettland löschte. Er beobachtete, dass viele Säcke aufgerissen wurden während des Löschens und der Hafer über die Pier verstreut wurde und verloren ging. Andere Säcke wurden von den Hafenarbeitern geklaut oder sie machten Geschäfte mit dem Kapitän um sich ein Zubrot zu verdienen. Seine Beobachtungen schrieb er in einem Brief nieder und mit geborgtem Geld seines österreichischen Freundes Hainze schickte er ihn zu seinem ehemaligen Arbeitgeber, der ihn folglich anfragte, das Löschen diese Lieferungen in Rouen zu überwachen. Die Verluste wurden nun beträchtlich vermindert und Henri Goldstück erhielt mehr und mehr Inspektionsaufträge.

Am 12. Dezember 1878 gründete er mit seinem Freund Hainze die Firma Goldstück, Hainze & Co., die rasch florierte. Nach einem Jahr schon expandierte die Firma und eigene Büros wurden in den französischen Häfen Dünkirchen, Le Havre und Marseille eröffnet. Dank neuen und innovativen Dienstleistungen im Getreidehandel entwickelte sich das Unternehmen rasch und bei Ausbruch des ersten Weltkrieges hatte die Firma 45 Zweigniederlassungen in allen wichtigen europäischen Häfen an der Nord- und Ostsee, an der Atlantikküste, am Mittelmeer und am Schwarzen Meer. Der Hauptsitz war in Paris.

Im Jahr 1915 während des ersten Weltkrieges wurde der Hauptsitz von Paris nach Genf in der Schweiz verlegt, wo er sich auch heute noch befindet. Eine weitere starke Entwicklung erfolgte nach dem ersten Weltkrieg, dank den unternehmerischen Visionen von Jaques Salmanowitz, der die Firma von 1919 bis zu seinem Tod im Jahre 1966 leitete. Geboren 1884 in Lettland, emigrierte er mit seinem Vater über Frankreich nach Holland. Mit kaum 13 Jahren, begann er in der Rotterdamer Niederlassung der Firma zu arbeiten. In 1919 wurde die Firma von Jaques Salmanowitz umstrukturiert und am 19. Juli 1919 wurde der heutige Name, SGS, Société Générale de Surveillance im Handelsregister eingetragen. In 1928 war die Firma bereits in 21 Ländern tätig und in 1939 expandierte sie in neue Tätigkeitsfelder wie die Inspektion von Erzen, Metallen und Rohmaterialien, sowie in das Prüfgeschäft.

Warum das Unternehmen nach dem zweiten Weltkrieg in das Reedereigeschäft eingestiegen ist, darüber kann nur gemutmasst werden. Die Archive von SGS enthalten anscheinend keine Informationen über diese Zeitspanne und bestimmt nichts über die Schifffahrt. Das erste grosse Schiff, war anscheinend der Dampfer NADIA, ein Frachter von 10'440 Tonnen Tragfähigkeit, der 1949 erworben wurde, gefolgt zwei Jahre später vom Passagierschiff SILVERSTAR. Im Jahr 1952 wurde der Neubau JULIA und im Jahr 1958 ein weiterer Neubau, die HENRI G übernommen. In den Jahren 1947 bis 1959 gehörte auch der Schlepper CORMORAN in Hamburg zur kleinen Flotte, wurde aber anscheinend von der Control Company, Hamburg, einer Tochterfirma der SGS, Genf bereedert. Offensichtlich gehörten noch zwei weitere Schlepper, die CORSAR und die SÜDAMERIKA VII zur Control Company, aber es sind keine technischen Details, noch Angaben über deren Schicksal uns zur Zeit bekannt. Nach dem Tod von Jaques Salmanowitz wurden die beiden letzten Schiffe, die JULIA und die HENRI G verkauft, damit war die Ära der Schifffahrt für SGS beendet.

Die Schiffe wurden technisch und kommerziell von der Schifffahrtsabteilung der SGS in Genf betreut. Unter den Seeleuten war die Firma als "Surveillance" bekannt. Gemäss eines alten Funkers, der auf der JULIA gefahren war, arbeitete die Firma auch mit einem Büro in London zusammen, um Ladung für die Schiffe zu erhalten. Dieses Büro war vermutlich die Cargo Superintendents (London) Ltd., die als Frachtmakler agierte, denn die Entscheidungen und Instruktionen an die Schiffe wurden in Genf getätigt. Die Kandidaten für einen Job an Bord mussten sich in Genf bei Herr Mosimann vorstellen, dem Chef der Schifffahrtsabteilung. Es wurde gesagt, dass er vorher bei der Schweizerischen Reederei und bei Suisse-Outremer gearbeitet hatte. Der technische Leiter war vermutlich ein Herr Steiger.

Im Jahr 1985 wurde SGS an der Schweizer Börse eingetragen und heute sind etwa 70'000 Menschen in ungefähr 1350 Niederlassungen rund um die Welt im Dienst des Konzerns. Die heutige Tätigkeit erstreckt sich hauptsächlich über vier Bereiche, Inspektion, Prüfen, Zertifizierung und Verifizierung in der Landwirtschaft, Bergbau, Öl & Gas, Chemie, Energie und Life Sciences.

Aber auch heute ist die SGS in der weltweiten Schifffahrt bestens bekannt. Wenn ein Tanker in Westafrika eine Ladung übernimmt oder seine Ölladung in Europa löscht, ein Bulk Carrier in den USA eine Ladung Getreide übernimmt oder Eisenerz aus Australien löscht, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Inspektor von SGS an Bord kommt, der die Quantität und vielleicht auch die Qualität der Ladung überprüft.

CARGO SURVEYS

Wie vorher erwähnt, sind die Inspektoren (an Bord "Surveyor" genannt) der SGS weltweit stark engagiert an Bord der Frachtschiffe, um Quantität und Qualität der Ladung festzustellen und zu dokumentieren. Diese Inspektionen werden von den Verladern oder von den Empfängern angeordnet. Verschiedene Inspektionen gemäss Schiffstyp werden ausgeführt:

Bulk Carriers:

Eine Methode um auf einem Massengutfrachter die Menge der geladenen oder gelöschten Fracht festzustellen ist mit einem sogenannten "draft survey", das heisst der Tiefgang wird gemessen vor und nach dem Laden oder Löschen um die Differenz der Wasserverdrängung auszurechnen. Diese Differenz ist gleich der Fracht geladen oder gelöscht.

Dies hört sich einfach an, aber viele zusätzliche Faktoren müssen mitberücksichtigt sein, wie Bunker, Brennstoffverbrauch während Lade/Löschzeit, Schmieröl, Frischwasser, Mannschaft und Ausrüstung an Bord, im weiteren der Trim (Differenz des Tiefgangs vorne und hinten), spezifisches Gewicht und die Temperatur des Wassers. Ein Schiff erhält einen anderen Tiefgang, wenn es von Seewasser in das Frischwasser einfährt, es sinkt tiefer, auf einem grossen Schiff kann das 20 bis 30 cm ausmachen, abhängig von seiner Tonnage.

Tanker:

Auf Tankern werden "Ullage surveys" durchgeführt. Vor dem Laden werden alle Tanks gepeilt um sicherzugehen, dass sie sauber und leer sind. Wenn das Laden abgeschlossen ist, werden die "Ullages" gemessen, das sind die Distanzen von der Flüssigkeitsoberfläche bis zu einem Referenzpunkt oben am Tank. Von den Peiltabellen, die vom Erbauer des Schiffes hergestellt wurden, kann dann der Tankinhalt ausgerechnet werden.

Auch hier werden für die Berechnungen der Tiefgang, der Trim und auch eine mögliche Schlagseite, sowie die Temperatur und das spezifische Gewicht der Ladung mit in die Berechnungen einbezogen. Ähnlich wie auf einem Massengutfrachter werden normalerweise auch der Tiefgang, die Bunker, das Schmieröl, das Frischwasser, die Mannschaft und Ausrüstung mitgerechnet, dies ergibt einen nützlichen Querverweis.

Nachdem die Berechnungen abgeschlossen sind, stellt der Inspektor (oder Surveyor) einen Rapport aus, ein wichtiges Dokument für den Kapitän und Reeder, die Charterer, Verlader und Empfänger der Ladung, aber auch Behörden, wie z.B. die Zollorgane sind interessiert.

SwissShips-HPS, November 2012      

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