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Acomarit Services Maritimes SA Genf wurde 1967 als eine Ship Management und Consulting Firma gegründet. Hauptaktionär war die Overland Trust Bank, Lugano (später von einer anderen Bank übernommen). Der Gründer war Kapitän Giorgio Sulser (Jahrgang 1938), ein Bürger des Tessins, der italienischsprachigen Schweiz. Nach einer Lehre im Bankensektor ging er 1958 auf See, zuerst auf Schiffen der Suisse-Atlantique SA Lausanne. Er arbeitete sich vom Deckjungen bis zum ersten Offizier hoch, dann verließ er das Unternehmen und wurde Kapitän auf ausländischen Stückgutschiffen von 12'000 Tonnen DWT. Nach dieser schnellen Karriere auf See, entschloss er sich 1967, an Land zu gehen und arbeitete für die Overland Trust Bank in Lugano. Kurz nach dem er in die Bank eingetreten war, fragte ein Bankkunde um Unterstützung bei der Verwaltung seiner Schiffe - die Geburtsstunde von Acomarit.

Giorgio Sulser eröffnete das erste Büro von Acomarit in Genf in der Rue du Jeu-de-l'Arc 15. Der eigentliche Betrieb begann mit fünf Schiffen eines italienischen Eigentümers, zwei Massengutfrachtern und drei Tankern mit den Namen SPLENDID BREEZE, SPLENDID ARROW, SPLENDID DIAMOND usw. Zunächst wurde Kapitän Sulser von den operativen, technischen und finanziellen Direktoren Willy Kilchenmann, Ing. Alberto Tence und Georges Semboglou unterstützt.

g-sulser

Kapitän Giorgio Sulser

Anfänglich waren die Besatzungsmitglieder auf diesen Schiffen hauptsächlich spanischer Nationalität, jedoch wurden, soweit möglich, Schweizer Besatzungsmitglieder engagiert, darunter auch einige Offiziere. Im Laufe der Zeit waren einige der Schweizer Offiziere, die an Bord der von Acomarit verwalteten Schiffe dienten oder Erfahrungen an Bord von anderen Schiffen gesammelt hatten, im Genfer Büro als Crewing Manager, Technical Manager, Superintendents oder Shipsoperator angestellt, nämlich Kapitän Jacques Bille, Kapitän Alfred Leibungut, Ernst Tschopp, Pedro Zürcher, Hans Tanner, Kurt Burkart, Robert Rohrbach, Kapitän Robert Sauter, Mathieu Baehni und andere.

Die Unternehmenspolitik bestand darin, so viele Schweizer Seeleute wie möglich zu beschäftigen. Da die Flotte jedoch an Größe zunahm, musste Personal anderweitig gefunden werden. Nach den Spaniern, kamen bald auch Jugoslawen (meistens Kroaten), gefolgt von Filipinos und nach 1991 von einer großen Anzahl von Offizieren und Seeleuten der ehemaligen Sowjetunion.

Die Größe der verwalteten Flotte wuchs stetig - 1978 wurde der Hauptsitz in die Rue du Mont Blanc 3 und später in die Rue du Clos 21-23 in Genf verlegt. Die Acomarit-Gruppe mit Hauptsitz in Genf hat sich in etwas mehr als 30 Jahren zu einem der weltweit größten, fortschrittlichsten, angesehensten und in vielen Bereichen in ein führendendes Unternehmen in der Schiffsverwaltung entwickelt. Die Gruppe bestand aus einem internationalen Netzwerk mit Büros in Glasgow, Singapur, Piräus, Oslo, Limassol, Montreal, sowie Rekrutierungsbüros in Rijeka, Riga, Novorossiysk, Odessa, Hongkong, Mumbai und Manila. Diese Büros, von denen das größte in Glasgow war, versorgten die gesamte Gruppe nicht nur mit zusätzlichen Schiffsmanagementfunktionen, sondern auch mit fachlicher und operativer Unterstützung im Einkauf von Ausrüstung und Ersatzteilen, Freightcollection und Post-fixture-Dienstleistungen, Chartering und Personalwesen. Bei Bedarf bot man auch Versicherungs- und  Finanzdienstleistungen an.

Büro Acomarit

Ein Büro von Acomarit befand sich an der Rue du Mont-Blanc 3, im Hintergrund die Mont-Blanc Brücke über die Rhone und Genfs Hausberg, der Mont Salève

1982 gründete Giorgio Sulser eine weitere Reederei, Massoel SA Fribourg, Eigentümerin von unter Schweizer Flagge fahrenden Schiffen, die von Acomarit Genf betrieben wurden. Die Firma begann mit dem Kauf eines kleinen Bulkers von 3'500 DWT und 37 Jahre später (2019) besteht die Flotte aus 8 Massengutfrachtern, die eine Tragfähigkeit von 20'000 bis 50'000 Tonnen DWT haben. Die Eigner verlangten von Acomarit, dass sie so viele Schweizer Seeleute wie möglich beschäftigen sollten und anfänglich fuhren teilweise bis zu einem Drittel Schweizer Staatsangehörige mit. Einige Kapitäne waren Schweizer (Paul Accola, Daniel Mermoud, Gion Wetten), die einzige Schweizer Offizierin, die 2. Offizierin Marieta Kunz war an Bord der LUGANO angestellt. Leider wurde es immer schwieriger, ausreichend qualifizierte Schweizer zu finden und derzeit sind keine Schweizer mehr an Bord. Die Besatzungen bestehen aus einer Mischung aus Kroaten, Ukrainern und Filipinos.  Nach dem Zusammenschluss von Acomarit und V.Ships und dem Umzug des Genfer Büros in das V.Ships-Büro in Monaco im Jahr 2008 eröffnete Massoel ein eigenes Verwaltungsbüro in Genf (siehe letzter Absatz).

Im Jahr 1990 als die Sowjetunion sich auflöste und im Dezember 1991 durch die GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ersetzt wurde, eröffneten sich neue Geschäftsmöglichkeiten. Im Jahr 1991 ging Acomarit Genf ein Joint Venture mit der russischen Staatsgesellschaft Sovcomflot ein und gründete eine neue Firma, Unicom in Limassol, Zypern. Bis 1995 übernahm die Firma Unicom alle Schiffe der Sovcomflot. Viele ehemalige sowjetische Schiffe, wie Tanker, Gastransporter und Massengutfrachter wurden nun unter der Flagge von Zypern registriert. Die gleichen ehemaligen sowjetischen Offiziere und Besatzungsmitglieder wurden weiter beschäftigt. Diese neue Unternehmung verschaffte Acomarit Zugang zu einer beträchtlichen Anzahl gut ausgebildeter und qualifizierter ehemaliger sowjetischer Seeleute, die später auf anderen Schiffen als der ehemaligen sowjetischen Flotte eingesetzt und auch anderen internationalen Eigentümern zur Verfügung gestellt wurden.

Mit der Leitidee "The Art and Science of Shipmanagement" (in etwa "die Kunst und Wissenschaft des Schiffsmanagements") wuchs die von der Acomarit-Organisation verwaltete Flotte stetig auf rund 240 Einheiten, Schiffe aller Art und Größe, einschließlich Tankschiffe, OBOs, Chemikalientanker, Bulk Carriers, Containerschiffe, RO-RO-Schiffe, Autotransporter, Bunkertanker, Kühlschiffe, Yachten usw. für zahlreiche internationale Eigentümer. Es ist erwähnenswert, dass Acomarit in Genf drei der größten Tankschiffe von je 404'000 Tonnen DWT über mehr als zehn Jahre bewirtschaftete. Abgesehen von der schweizerischen Flotte (Massoel), die eine "Nationalflagge" führt, fuhr die Mehrheit der verwalteten Schiffe unter verschiedenen, sogenannten "Billigflaggen".

Acomarit-Brochure-Title

Titelseite einer frühen Acomarit Broschüre
(Ernst Tschopp)

Einer der Höhepunkte von Acomarit Genf bestand darin, für etwa 18 Monate die technische Leitung der GLOBAL MARINER des ITF, International Transport Workers Federation, London (Internationale Seeleutegewerkschaft) zu übernehmen. Der ITF erwarb die GLOBAL MARINER, ein in Großbritannien gebautes Stückgutschiff und liess sie unter britischer Flagge segeln. Die Idee des ITF war es, in Häfen auf der ganzen Welt eine besondere Ausstellung in den fünf Laderäumen zu präsentieren, um die Lebensbedingungen der Seeleute an Bord von einigen "Billigflaggen"-Schiffen und das System dieser Flaggen im Allgemeinen zu erläutern *). Dazu verbrachte das Schiff einige Wochen in einer Werft in Korea, um einen sicheren Zugang für die vielen Besucher zu den Ausstellungs- beziehungsweise zu den Laderäumen vorzubereiten. Die GLOBAL MARINER segelte dann von Korea nach London und startete von dort aus mit einer britischen Crew am 08.07.1998 ihre Weltreise. Rund 70 Häfen besuchte das Schiff um die Ausstellung einem großen, internationalen Publikum zu zeigen. Nach einer erfolgreichen Ausstellungstour kehrte das Schiff nach London zurück und wurde dann wieder kommerziell eingesetzt.

Global Mariner

GLOBAL MARINER
Bildherkunft / Photosource:  SwissShips / MB-Collection

Die Firma "SeaTec" wurde 1987 als Acomarit Consulting & Cargo Analytics gegründet, um an Bord unabhängige Inspektionen, Sicherheitsbewertungen und Sicherheitsschulungen durchzuführen. Auch die Überwachung und Leitung von Dockungen und anderen Reparaturen sowie "Pre-vetting" Inspektionen von Tankschiffen für die von Acomarit betriebene Flotte gehörte zu den Aufgaben. Diese Dienste bot man auch aussenstehenden Eignern von Tankern und anderen Frachtschiffen an.

Die Gruppe leitete auch die Einführung von QA (Quality Assurance) nach den gemeinsamen DNV- und ISO-Standards ein. Acomarit war die erste Verwaltungsgesellschaft, die diesen gemeinsamen Standard erreichte. Diese Qualitätssicherung wurde anschließend in allen internationalen Büros und an Bord aller Schiffe erfolgreich umgesetzt, noch vor dem Zeitpunkt, als diese neuen Vorschriften zwingende Anforderungen wurden.

Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung der Acomarit E-Management-Software ShipSure, die Schiffe, Eigner und Manager verbindet, um eine bessere Kommunikation und schnellere Entscheidungen zu ermöglichen. ShipSure wurde für die Übertragung von Daten zwischen Schiff und Büros benützt, wie geplante Instandhaltung, Einkauf, Buchhaltung, Personal und allgemeine Schiffsführung.

Die Marine Contracting Association, MARCAS, wurde 1999 von der Acomarit-Gruppe gegründet. Dieses Unternehmen förderte die Zusammenarbeit mit zwei gleichgesinnten großen privaten Schiffseignern. Es wurde vereinbart, ein operatives Büro in Genf einzurichten. Mit den kombinierten Anzahl Schiffen der drei Unternehmen konnte MARCAS das Einkaufsvolumen zusammenfassen und vorteilhafte Lieferverträge für ihre Mitglieder erhalten. Ihre Aufgabe bestand darin, weltweit mit namhaften und führenden Schiffslieferanten von Waren und Dienstleistungen zu verhandeln, um die MARCAS-Mitglieder mit den besten Marktpreisen zu versorgen. Diese Firmen wurden mit der Lieferung von Ersatzteilen, Deck- Maschinen- und Kabinen-Ausrüstung, Schmierölen, Farben, Reinigungs- und Behandlungschemikalien, Verbrauchsgütern usw. Auch Reparaturpreise mit den Werften wurden so ausgehandelt.

Im Januar 2001 fusionierten die Acomarit-Gruppe und die V. Ships-Gruppe (Vlasov), zwei der weltweit führenden Schiffsmanagementgesellschaften. Aus Acomarit Genf wurde V. Ships Switzerland SA. Nach der Fusion wurde Giorgio Sulser für drei Jahre zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats der V. Ships Group ernannt. Dieses neue Unternehmen hatte weltweit 20 Niederlassungen, eine Flotte von mehr als 600 Schiffen, die rund 25'000 Seeleute beschäftigten.

Nach dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen wurde eine Umstrukturierung als notwendig befunden, und das Büro von V. Ships Switzerland SA wurde Ende 2008 geschlossen, um in V.Ships Monaco integriert zu werden. Einige der ehemaligen Mitarbeiter von Acomarit / V. Ships Switzerland zogen nach Monaco, um in der V. Ships-Zentrale weiter zu arbeiten. Die Firma V. Ships floriert noch heute (2019), hat jedoch keine Aktivitäten mehr in der Schweiz.

KB April 7, 2019

*) Anmerkung:
Der Ausdruck "Billigflagge" stammt wohl von den Gewerkschaften und wird für die Flaggen von Panama, Liberia, Marshall Islands etc. benützt. Das Wort wurde natürlich von den Journalisten mit Begeisterung übernommen. Selbstverständlich gibt es unter diesen Registern Schiffe, die man an den Löhnen, Wohn- und Arbeitsbedingungen gemessen, als "billig" oder sogar "sehr billig" bezeichnen kann, aber viele Reedereien, die solche Flaggen aus verschiedenen Gründen benützten, boten bessere Löhne und bessere Bedingungen, als unsere Schweizer Reedereien.

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