SCHWEIZER HOCHSEESCHIFFE IM 2. WELTKRIEG Manuskript: Christian Geissmann, CPhH, AIJP P&G magazin Dezember 2024 (Nr. 30) Herr Christian Geissmann vom Verlag Post und Geschichte, Sarmenstorf hat uns gestattet seinen Artikel „Schweizer Hochseeschiffe im 2. Weltkrieg“ in unserer Homepage zu veröffentlichen. Neben den Schiffen zeigt er zu jedem Schiff auch Postkarten und Briefe mit den Zensurstempeln etc. Wir danken Herr Geissmann für diesen schönen und informativen Bericht
Eine interessante Episode aus der Schweizer Geschichte aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Belege sind sehr schwer zu finden Während des Ersten Weltkriegs machte sich das Fehlen eigener Handelsschiffe deutlich bemerkbar. Die deutsche Kriegsmarine führte einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen alle Schiffe, die einen Hafen der Alliierten anliefen. Daher ging die der Schweiz zur Verfügung gestellte Tonnage beträchtlich zurück. In der Folge entstand die erste schweizerische Handelsflotte. Die Schiffe verkehrten allerdings unter den Flaggen der neutralen Staaten Belgien und USA, aber am Fockmast wurden deutlich sichtbare Schweizer Fahnen gehisst und auf beiden Bordwänden in riesigen weissen Buchstaben das Wort «Schweiz» aufgemalt. Dank den Geleitscheinen der Schweizerischen Gesandtschaft in Washington D.C. wurde diesen Schiffen die freie Fahrt durch die von Deutschland kontrollierten Seegebiete garantiert. Seit 1919 obliegt dem Bund die Gesetzgebung über die Schifffahrt, und sie wurde in den Artikel 24 der Bundesverfassung aufgenommen (seit 1999: Art. 87). 1921 wurde in einer Erklärung der Verkehrskonferenz des Völkerbundes in Barcelona festgehalten, dass die Flaggen der Seeschiffe der Binnenstaaten anerkannt werden, sofern diese Schiffe an einem einzigen bestimmten Ort, der als Registerhafen gilt, eingetragen sind. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam die Schweiz erneut in eine versorgungswirtschaftliche Notsituation und war gezwungen, Schiffe unter
eigener Flagge auf den Weltmeeren einzusetzen. Zwar wird ein 1939 eingereichtes Gesuch der Schweizerischen Reederei AG für das Führen der Schweizer Flagge am 7. Mai 1940 vom Bundesrat abgelehnt. Ein auf Kriegsnotrecht beruhender Bundesbeschluss vom 9. April 1941 über die Seeschifffahrt unter der Schweizer Flagge schaffte aber die erste gesetzliche Grundlage. Die vorher panamaische Calanda wurde als erstes Schiff am 19. April 1941 mit Heimathafen Basel offiziell unter die Schweizer Flagge gebracht. Nach dem Flaggenentscheid vom April 1941 wurde die Schweizer Handelsflotte rasch aufgebaut: Von Januar 1941 bis April 1942 erwarb das Kriegstransportamt (KTA) vier Schiffe zu kriegsbedingt sehr hohen Preisen. Das erste war der in Panama registrierte Dampfer ARMANDO, der am 6. Mai 1941 in St. Gotthard umgetauft und als drittes Schweizer Schiff registriert wurde. Private Reeder erwarben sechs Schiffe. Bis 1945 fuhren vierzehn Schiffe unter Schweizer Flagge und brachten Rohstoffe, Futter, Getreide und Zucker zur Abwehr von Hunger und Not. Trotz der Schweizer Flagge wurden Schiffe Opfer von Fliegerattacken. Das zweite eingetragene Schiff, die MALOJA, wurde am 7. September 1943 etwa 30 Seemeilen vor Korsika beim Cap Revellata von zehn britischen Kampfflugzeugen angegriffen und versenkt. Weitere während des Krieges untergegangene Schiffe sind die Chasseral (durch britische Jagdflugzeuge im April 1944 versenkt), die ALBULA (sank im Juni 1944 im Hafen von Marseille bei der deutschen Sprengung der Quais) und die GENEROSO (fuhr am 19. September 1944 in Marseille auf eine hinterlassene Mine). Die als fünftes Schiff eingetragene ST.-CERGUE überstand 1940 mehrere deutsche Fliegerangriffe im Hafen von Rotterdam fast unbeschadet. Das "lucky ship" unter Kapitän Fritz Gerber konnte die ST.-CERGUE von 1942 bis 1943 insgesamt über 300 Überlebende von torpedierten Schiffen retten sowie den brennenden portugiesischen Dampfer Mello in den Hafen von Pernambuco schleppen. Kennzeichnung – eine Überlebensnotwendigkeit Die Bordwände der Schiffe waren beidseitig in grossen Lettern mit «SWITZERLAND» gekennzeichnet. Ausserdem wurden an verschiedenen Stellen Schweizer Flaggen aufgemalt. Diese markante Kennzeichnung war überlebensnotwendig, denn die Schiffe unter neutraler Flagge mussten von denjenigen der kriegführenden Staaten unterschieden werden können. Die Massnahmen konnten jedoch nicht verhindern, dass Schweizer Schiffe von der See und aus der Luft angegriffen wurden. Der für die Schweiz fahrende Dampfer MOUNT LYCABETTUS wurde am 17.3.1942 torpediert und sank, dabei starben 30 Seeleute für die Schweiz. Nachgang Aufgrund der gemachten Erfahrungen wurde nach Kriegsende beschlossen, die Handelsflotte beizubehalten. 1952 initiierte Gottlieb Duttweiler den Bau der Frachtschiffe ADELE (Sunadele) und AMELIA (Sunamelia). Das Notrechtsgesetz von 1941 wurde 1953 durch ein Seeschifffahrtsgesetz abgelöst, und der Bund verkaufte seine vier Schiffe an private schweizerische Eigentümer und Reedereien Nach Kriegsende hielt die Schweiz an ihrer Hochseeflotte fest. Sie wollte auf zukünftige Krisen vorbereitet sein. Der Bund verkaufte seine vier Schiffe 1953 an private Reedereien. Er bestand aber auf dem Recht, in Notzeiten jederzeit auf die Flotte zurückgreifen zu können. Im Gegenzug bürgt der Bund für alle Frachter. Gerät eine Reederei in Schieflage, muss der Bund für die Kosten geradestehen. In den letzten Jahren hat sich der Bund darum bemüht, diese Abhängigkeit zu reduzieren. Heute besteht die Schweizer Hochseeflotte aus 12 Schiffen, betrieben von zwei Reedereien. Seit ihrem Aufbau ist Basel der Heimathafen aller Hochseeschiffe. Der Rhein ist die Verbindung zur grossen, weiten Welt Schulschiff Leventina Die wenige Monate vor Kriegsbeginn ins Leben gerufene Ausbildung auf dem Schulschiff „LEVENTINA“ der Schweizerischen Reederei AG versuchte dem grossen Mangel an Schweizer Seeleuten entgegenzuwirken. „Die Schweizerflagge zur See, unser Wille zur Selbstbehauptung“ Absender: LEVENTINA Schulschiff der Schweizerischen Reederei A.G. Basel Quellen https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Hochseeschiffffahrt 1942 (05.08.) Gibraltar, Postkarte an General H. Guisan, General der Schweizer Armee. Originaltext: Deutsche Übersetzung: Au Général H. Guisan An General H. Guisan Gibraltar 5 août 1942 Gibraltar, 5. August 1942 Cpl. Besson Ch. / 121 Korperal Besson Ch. / 121 (Territorial-Füsilier-Bataillon 121, (Genfer Einheit) Die Schiffe unter Schweizer Flagge Dampfschiff CALANDA Register Nummer: 001 Baujahr: 1913 Rufzeichen: HBDA Länge: 115,8 m DWT: 7'400* Eigner: Schweizerische Reederei AG (Swiss Shipping Co. Ltd.), Basel Management: Schweizerische Reederei AG (Swiss Shipping Co. Ltd.), Basel Registriert unter Schweizer Flagge: 24.04.1941 - 12.11.1946 1941 (21.05.) Lissabon, Portugal, Bildpostkarte der S.S. CALADA nach Rotterdam, Niederlande Dekorativer Rahmenstempel der S.S. Calanda, SWISS SHIPPING COMPANIE LTD., BASLE - LONDON - NEW YORK. Zensur durch deutsche Auslandsbriefprüfstelle München
Dampfschiff MALOJA Register Nummer: 002 Baujahr: 1906 Rufzeichen: HBDI Länge: 81,6 m DWT: 2'650 * Eigner: Schweizerische Reederei AG (Swiss Shipping Co. Ltd.), Basel Management: Schweizerische Reederei AG (Swiss Shipping Co. Ltd.), Basel Registriert unter Schweizer Flagge: 24.04.1941 - 19.04.1944 Dampfschiff Maloja bei der Ausreise nach Afrika in Lissabon am 9. September 1942
Dampfschiff ST. GOTTHARD Register Nummer: 003 Baujahr: 1911 Rufzeichen: HBDO Länge: 118,8 m DWT: 8'339 * Das Dampfschiff ST. GOTTHARD in Lissabon, Bildherkunft © Stiftung Swiss-Ships 1942 (17.07.) Nijverdal, Niederlande, Postkarte nach Genua, Italien
Dampfschiff GENEROSO Register Nummer: 004 Baujahr: 1896 Rufzeichen: HBDU Länge: 70,5 m DWT: 2'150 * Eigner: Maritime Suisse AG, Basel 1941 (30.10.) Gibraltar, Brief nach Zürich, Schweiz
Dampfschiff ST-CERGUE Register Nummer: 005 Baujahr: 1937 Rufzeichen: HBDH, Länge:116,7 m DWT: 7'600 * Eigner: Suisse-Atlantique Société de Navigation Maritime SA, Lausanne Management: Suisse-Atlantique Société de Navigation Maritime SA, Lausanne Registriert unter Schweizer Flagge: 10.07.1941 - 17.03.1952 Gibraltar, 9. Juli 1942, Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships 1943 (11.08.) Gibraltar, Brief nach Zürich, Schweiz. Absender war Renggli, S.S. „ST. CERGUE“, c/o London Coal Co., Gibraltar Zensur durch die britischen Behörden in Gibraltar. Transitstempel: Madrid, 12.8.1943
Dampfschiff CHASSERAL Register Nummer: 006 Baujahr: 1897 Rufzeichen: HBDF Länge:100,6 m DWT: 4'064 * Eigner: Schweizerisches Kriegs-Transportamt Bern Das Dampfschiff CHASSERAL auf dem Tejo vor Lissabon 1943 (19.07.) Lissabon, Luftpost-Brief nach Birsfelden, Schweiz Absender war Hermann Weber, S.S. CHASSERAL, c/o Rua da Prata 59, Lissabon. Zensur durch die deutsche Auslandsbriefprüfstelle Berlin
Motorschiff SAENTIS Register Nummer: 007 Baujahr: 1915 Rufzeichen: HBDK Länge: 111,3 m DWT: 6'690 * Eigner: Schweizerisches Kriegs-Transportamt Bern Das Motorschiff SAENTIS in Originalzustand in Lissabon vor Anker vor dem Umbau 1942 (23.09.) Baltimore, USA, Luftpost-Brief nach Zürich, Schweiz
Dampfschiff EIGER Register Nummer: 008 Baujahr: 1929
Rufzeichen: HBDL Länge: 112,2 m DWT: 8'137 * Eigner: Schweizerisches Kriegs-Transportamt Bern Die EIGER in Lissabon nach der Reparatur an der Werft im Dezember 1941 1942 (08.06.) Bahnpost Rhätische Bahn, an die S.S. CHASSERAL in Genua, Italien. Umschriftung an die
Dampfschiff ALBULA Register Nummer: 009 Baujahr: 1910 Rufzeichen: HBDM Länge: 72,2 m DWT: 2'030 * Auf dem Tejo vor Lissabon am Anker 1943 (07.09.) Lissabon, Portugal, Luftpostbrief nach Zürich, Schweiz
Dampfschiff LUGANO Register Nummer: 010 Baujahr: 1898 Rufzeichen: HBDN Länge: 132,2 m DWT: 3'950 * Gibraltar 27. April 1944. 1942 (05.12.) Lissabon, Portugal, Luftpostbrief nach Bern, Schweiz
Dampfschiff CARITAS I Register Nummer: 011 Baujahr: 1903 Rufzeichen: HBDJ Länge: 97,5 m DWT: 9'200 * In Lissabon 1942 während des Umbaus.
Dampfschiff ZÜRICH Register Nummer: 012 Baujahr: 1893 Rufzeichen: HBDZ Länge: 81,1 m DWT: 2'800 * Eigner: Maritime Suisse AG, Basel/Genf. Management: Maritime Suisse AG, Basel Vor Lissabon im KTA Charter. Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships Gechartert für 2 Reisen von Lissabon nach Toulon vom IKRK: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships
Dampfschiff CARITAS II Register Nummer: 013 Baujahr: 1929 Rufzeichen: HBDP Länge: 99,6 m DWT: 3'950* Eigner: Stiftung für die Durchführung von Transporten im Interesse des Roten Kreuzes Basel Auf dem Fluss Tejo vor Lissabon - Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships Auf dem Fluss Tejo vor Lissabon - Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships
Dampfschiff HENRY DUNANT Register Nummer: 014 Baujahr: 1910 Rufzeichen: HBDR Länge: 123,6 m DWT: 8'500 * In Gent, Belgien Juni 1945 - Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships Die tollkühne, abenteuerliche Fahrt der HENRY DUNANT Normalerweise hätte die Reise durch den Ärmelkanal geführt, und somit nur einige wenige Tage gedauert. Doch die Alliierten und die Deutschen verlangten von den Schweizern, eine schier unmögliche Route zu befahren. Gemäss Abmachungen mit den Kriegsparteien muss die HENRY DUNANTt bis 22 Grad westwärts, danach vorerst diesen Längengrad entlang bis vor die Südküste Islands fahren, um hernach Kurs nördlich der Färöer-Inseln zu halten, wo sie am Montag, dem 5. Februar, in Thorshaven einläuft. Tags darauf bunkert der Dampfer 500 Tonnen Kohle und läuft um 15:00 Uhr zur Weiterfahrt in Richtung Bergen/Norwegen aus. Da die Besatzung am 8. Februar in der Position 60.09 N und 03.15 E eine Treibmine sichtete, veranlasst der Kapitän, die Reisegeschwindigkeit zu mindern. Vier Tage später, am Montag, den 12. Februar, erreicht der Dampfer Göteborg und bleibt bis zum Mittwoch, den 28. Februar, in diesem schwedischen Hafen - bis die Einzelheiten für die Weiterreise mit den Kriegsparteien ausgehandelt sind - , bevor das Schiff um 10.00 Uhr in Richtung Malmö ausläuft. Die HENRY DUNANT hat nur die Erlaubnis, durch den Falsterbo-Kanal in die Ostsee zu schippern. Da aber der Tiefgang des Rotkreuz-Dampfers zu gross ist, um diesen Kanal zu passieren, löscht man in Göteborg ca. 600 Tonnen der Ladung. Am 1. März ankert das Schiff auf Reede vor Malmö, und einen Tag später um 11.00 Uhr hievt die Besatzung den schweren Anker, um Fahrt nach Trelleborg fortzusetzen. Der sich an Board befindende schwedische Lotse verlangt vom Kapitän, dass bei Durchfahren des Falsterbo-Kanals die gesamte Mannschaft unter Deck zu verschwinden habe, mit Ausnahme des Kapitäns, des 1. Deckoffiziers im Vorschiff und des 2. Deckoffiziers, der sich wegen der Schlepper auf dem Achterschiff befindet. „In einem Wäldchen entlang des Falsterbo-Kanals sah ich furchterregende Tanks aufgestellt. Aus Neugier guckte ich mit dem Feldstecher und bemerkte, dass es gekonnte Holzattrappen waren“, weiss der 2. Offizier Harry Hofmann zu berichten. Einen Tag später, am 3. März, ankert die HENRY DUNANT bei Trelleborg und setzt ihre Fahrt erst wieder am 4. März um 19:00 Uhr Richtung Gedser/Dänemark fort. Jedoch drei Meilen südlich von Trelleborg zwingt man den Schweizer Dampfer, auf einen deutschen Geleitzug zu warten. Verständlicherweise erhält der Kapitän von den Deutschen keine Seekarten ausgehändigt, auf denen die minenfreien Kanäle durch die Ostsee eingezeichnet gewesen wären. Dann ist es soweit; Voraus fährt ein deutscher Zerstörer, welcher eine Viertelmeile hinter sich Minensuchgeräte schleppt, die nicht nur Elektromagneten mitführen (wegen der magnetischen Minen), sondern auch noch einen ohrenbetäubenden Lärm machen, um eventuell von den Engländern gesetzte akustische Minen auszulösen. In gebührendem Abstand - 0,25 Meilen dahinter, folgen die HENRY DUNANT und weitere acht deutsche Schiffe - Truppentransporter, Minenräumer und andere Fahrzeuge. Die Geschwindigkeit des Geleitzuges ist auf etwa drei bis vier Knoten gedrosselt. In Sicherheit fühlend dampft die Henri Dunant hinter dem beeindruckenden deutschen Zerstörer. Doch mitten in der Nacht - eine Schrecksekunde für die Crew - rumpelt es am Bug. Was ist geschehen? Die HENRY DUNANT fährt eine Spur zu schnell und stösst auf die Minenräumapparaturen auf. Sofort vermindert der wachhabende Offizier die Geschwindigkeit, um den geforderten Abstand wieder einzuhalten. Auf dieser Fahrt mit dem deutschen Geleitzug dürfen nachts die sonst überall aufgemalten Roten Kreuze nicht mit Scheinwerfer beleuchtet werden, um den Geleitzug keinesfalls an den Gegner zu verraten. „In der Ostsee, die ja nicht allzu tief ist, zählte ich in dem Umkreis, den ich mühelos überblicken konnte, 36 havarierte Schiffe, von denen Masten, Kamine und Teile vom Bug aus dem Wasser starrten“, beschreibt Harry Hofmann das eindrucksvolle und beängstigende Bild zerstörter Schiffe. Am Nachmittag des 5. März ankern sie in der Bucht bei Gedser. Hier kommt eine grössere Anzahl deutscher „Besatzer“ auf das Schiff. Sie bleiben ständig an Bord und verlassen dieses erst wieder auf der Rückfahrt von Delfzijl am gleichen Ort. „In meiner Funkkabine liess sich ebenfalls ein Bewacher nieder. Er stellte immer wieder viele Fragen, doch auf eine Diskussion über den laufenden Krieg getraute er sich nicht einzulassen“, weiss der damalige Funker Jermann zu berichten. Dienstagmorgen um 06.00 Uhr am 6. März verlässt der Schweizer Dampfer Gedser, schippert via Fehmarnbelt, Kieler Bucht, durch den Kaiser-Wilhelm- Kanal (Nord-Ostsee-Kanal) nach Brunsbüttel und weiter durch die Elbe- Mündung nach Altenbruch, wo die HENRY DUNANT um 18.20 Uhr ankert. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit wird die gesamte Schiffsbesatzung mit angelegten Schwimmwesten von den Deutschen an Deck beordert. Nur kurze Zeit später, die Deutschen befehlen, alle Schiffslichter zu löschen, beobachtet die Crew einen nur wenige Kilometer entfernten Fliegerangriff der Alliierten auf ein grosses Öltanklager. „Riesige Feuersäulen waren zu sehen. Nach 20 Minuten war der Bombenangriff beendet. Jedem Mannschaftsmitglied blieb dieses Ereignis als sehr lange Nacht in Erinnerung. Keiner wollte sich zum Schlafen niederlegen“, so Funkoffizier Jermann. Nach dem erfolgen Bombardement begründen die Deutschen ihre den Abmachungen widersprechenden Massnahmen (Positionslichter löschen, kein Funkverkehr) mit dem Hinweis, die HENRY DUNANT hätte mit Standortmeldungen und den Lichtern den angreifenden Flugzeugen als Merkpunkt dienen können, was sich eigentlich im Nachhinein als richtig erwies. Am Mittwochmorgen des 7. März 1945 trifft der gesamte Geleitzug in Cuxhaven ein. Dann, bei Nachteinbruch ist es wieder soweit: Fliegeralarm. Dazu Deckoffizier Hofmann: „In dem Höllenlärm der Sirenen, den Kommandorufen am Kai, fing der Kapitän plötzlich an, wirr zu reden und ziellos umherzurennen; der drehte durch. Wir packten ihn und sperrten den armen Kerl in seine Kabine. Danach besprachen die Offiziere, was zu tun sei. Wir entschlossen uns, auch auf die Gefahr hin, auf eine Mine aufzulaufen, in die dunkle Elbe hinauszufahren - nur hinaus aus dem Hafen. Während wir uns vom Kai lösten, warfen Jagdflugzeuge der Alliierten bereits die ersten Magnesiumlichter, die langsam an Fallschirmen herabglitten und den Hafen hell erleuchteten. Und dann ging das Bombardement los: Explosionen, donnernde Bomben, Geschützfeuer, Brände im Hafen…“ Spät nachts kehrt die HENRY DUNANT zurück zu ihrem Liegeplatz. Zwei der drei Schiffe erleiden des nächtlichen verbissenen Gefechtes wegen schwere Treffen und sitzen auf Grund. Da der Kapitän nun wieder zu seiner normalen Psyche zurückgefunden hat, befreiten ihn die Offiziere aus seiner Gefangenschaft. Nach 23.00 Uhr Ortszeit verlässt der Rotkreuz-Dampfer Cuxhaven. Wegen eventueller Minen muss der Fahrt besonders durch die nördliche Wesermündung stark verlangsamt werden. Um die Mittagszeit ankert der 6000-Tonnen-Frachter bei der Insel Borkum. Nach zweieinhalb Stunden Aufenthalt und weiteren zwei Stunden Fahrt erreichen sie um 16.30 Uhr den Zielhafen Delfzijl, wo sie von höchsten holländischen Behörden begrüsst und In Lissabon am 02.12.1944 - Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships * Für Handelsschiffe ist stattdessen die Tragfähigkeit wichtig. Diese wird mit den englischen Begriffen Aktuell fahren noch 12 Schiffe unter Schweizer Flagge. 6 Schiffe des Reeders Suisse-Atlantique Société de Navigation Maritime SA in Morges. Der Eigner ist die Oceana Shipping AG in Morges. 1. Bulk Carrier Bregaglia , HBDU, Baujahr 2016, dwt 87‘665, Reg. No. 218 2. Bulk Carrier Diavolezza, HBFF, Baujahr 2016, dwt 87‘665, Reg. No. 217 3. Bulk Carrier Lausanne, HBLR, Baujahr 2017, dwt 60‘360, Reg. No. 221 4. Bulk Carrier Romandie, HBDV, Baujahr 2010, dwt 34‘348, Reg. No. 197 5. Bulk Carrier St-Cergue, HBEA, Baujahr 2017, dwt 60‘360, Reg. No. 220 6. Bulk Carrier Tzoumaz, HBFO, Baujahr 2015, dwt 87’665, Reg. No. 216 6 Schiffe der Reederei Zürich AG in Zürich, Eigner sind 5 verschiedene Aktiengesellschaften in Zug. 1. Bulk Carrier Aventicum, HBLI, Baujahr 2010, dwt 58‘079, Reg. No. 200 2. Bulk Carrier Curia, HBLM, Baujahr 2015, dwt 57’559, Reg. No. 215 3. Bulk Carrier Genava, HBLW, Baujahr 2016, dwt 57’587, Reg. No. 219 4. Bulk Carrier Magia, HBLO, Baujahr 2015, dwt 57‘586, Reg. No. 214 5. Bulk Carrier Turicum, HBLK, Baujahr 2012, dwt 58’097, Reg. No. 207 6. Bulk Carrier Vindonissa, HBLL, Baujahr 2012, dwt 58’110, Reg. No. 206 Bulk Carrier BREGAGLIA in der Werft Ausrüstungspier am 5. Januar 2016 - Bildherkunft: © Sammlung Stiftung Swiss-Ships
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