Die Doxford-Hauptmaschine
Manuskript: Hans-Peter Schwab
Quellen: A. D. van Eijk & http://www.doxford-engine.org.uk/
Auch wenn einige alte Schweizer Maschinisten müde grinsen, wenn die Doxford Maschine erwähnt wird und sagen „ja halt eben eine englische Maschine….“ sollte man nicht vergessen, dass ein Schweizer Ingenieur einen massgeblichen Anteil an der Entwicklung dieser Maschine hatte. Nachdem William Doxford 1882 starb, wurde der Betrieb von seinen vier Söhnen William Theodore, Alfred, Robert und Charles Doxford gemeinsam weitergeführt. Auf den 1. Januar 1891 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und erhielt den Namen William Doxford & Sons Ltd., Iron Shipbuilders & Marine Engineers. Bis zum ersten Weltkrieg erlangte die Werft einige Bekanntheit mit ihren sogenannten Turretdeckern und Selbstentladesystemen. Die TURRET CHIEF ein Beispiel für einen Turretdecker Der Schweizer Maschineningenieur Karl Otto Keller aus Zürich (1877 - 1942), wanderte 1903 nach Grossbritannien aus und arbeitete ab 1905 für Doxford. Ob es mit der Ankunft Kellers zu tun hat, wissen wir nicht, jedenfalls begann die Firma 1906 sich über den Bau von Dieselmotoren Gedanken zu machen. Nach ungefähr drei Jahren wollte die Firma dieses Projekt nicht mehr weiterverfolgen und Karl Otto Keller verlies das Unternehmen. In 1911 kam Karl Otto Keller zurück zu Doxford und wurde als Chief Engineer eingestellt, eine Position die er bis zu seinem Tod 1942 inne hatte. Sein langjähriger Assistent William Purdie (1888 - 1971) wurde sein Nachfolger und 1944 Generaldirektor der Firma. Es wurde experimentiert, jedoch verzögerte der erste Weltkrieg die Entwicklung und erst 1921 kam der Durchbruch mit der Ablieferung des grossen Frachters YNGAREN (9300 dwt) an eine schwedische Reederei. Die YNGAREN war das erste Einschraubenmotorschiff der Welt und wurde von einem 4-Zylinder Doxford Gegenkolbendieselmotor angetrieben. YNGAREN von der Reederei A/B Transatlantic Göteborg in Sydney Australien Diese Kreuzkopfmaschine hatte noch einen offenen Kurbeltrieb, ähnlich einer Dampfmaschine. Während der Ära von Keller wurden Dieselmotoren mit einer Gesamtleistung von ungefähr 2'000'000 PS hergestellt. In den dreissiger Jahren leistete die Werft auch Pionierarbeit mit geschweissten Schiffsrümpfen, eine Idee die in den USA einige Jahre später höchst wahrscheinlich zum Bau der Liberty Frachter beigetragen hat. Der Aufbau einer Doxford Maschine mit der Spülluft (blau) und dem Abgaskanal (rot) eingefärbt Nach dem zweiten Weltkrieg bis 1966 baute die Werft 123 Schiffe. Nach dem erfolgreichen LB-Doxford der vierziger und fünfziger Jahre folgte die Doxford "P-type" Maschine. Ein Mittelschnellläufer, die Seahorse Maschine, mit dem gleichen Arbeitsprinzip wurde von 1970 bis 1975 entwickelt. Ausser einer Testmaschine, wurde jedoch keine Seahorse gebaut und verkauft. Der Seahorse Motor bildete aber in mancher Hinsicht die Grundlage für das letzte Modell, die Doxford "J-type" Maschine, die in Konfigurationen bis zu 9 Zylinder gebaut wurde. Die letzte Maschine wurde 1980 abgeliefert und im Massengutfrachter CANADIAN PIONEER eingebaut. CANADIAN PIONEER von Upper Lakes Shipping Ltd., Toronto, Ontario, Kanada Die Familie Doxford hatte die Firma schon 1919 verkauft und es begann eine wechselvolle Geschichte mit mehreren Übernahmen. In den achtziger Jahren wurden die Überkapazitäten im Schiffbau in den EU-Ländern mächtig heruntergefahren und Doxford war eines der Opfer. Das Unternehmen wurde 1988 endgültig geschlossen. Auf dem ehemaligen Werftareal steht heute das Einkaufszentrum Doxford-Park, siehe auch: http://www.doxford-engine.org.uk/ In den Niederlanden wurden insgesamt 26 Doxford Motoren unter Lizenz gebaut. 24 wurden bei der Werft N.V. Wilton-Fijenoord in Rotterdam und 2 bei der Werft NDSM (Nederlandse Dok en Scheepsbouw Maatschappij) in Amsterdam für deren Neubau-Schiffe gebaut. Auf dem Bild der Prüfstand von WF in Rotterdam-Schiedam. Auch in den USA baute man Doxford Maschinen unter Lizenz Diese 3 Schweizer Schiffe wurden von Doxford Gegenkolben-Hauptmaschinen angetrieben:
Die ANUNCIADA und ihre Gegenkolben-Hauptmaschine wurde von Wm. Doxford & Sons, Pallion, Sunderland gebaut und die andern beiden Schiffe hatten unter Lizenz gebaute Hauptmaschinen. Vermutlich hatten die Maschinen der obigen drei Schiffe verschiedene Zylinderdurchmesser, was die grossen Leistungsunterschiede erklären würde, leider fehlen uns diese Angaben. Zum Schluss muss noch erwähnt werden, dass auch Gebr. Sulzer in Winterthur solche Maschinen gebaut hatte, allerdings nur Modelle ganz kleiner Leistung, z.B. hatte die SAENTIS einen Notdieselgenerator, Typ ZG von 32 PS Leistung. Quellen:
SwissShips HPS im Juli 2020
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