Zwei Jahre
später heiratete er und betrieb Studien auf der Marinewerft in Washington. Hier
demonstrierte er eine außerordentliche Begabung und großes Interesse für die
Bordbewaffnung, die Naval Gunnery.
Midshipman Eberle meldete sich auf dem
Dampfer »Lancaster« der US Navy und schipperte mit diesem auf dem Atlantik und dem
Indischen Ozean. Nach anderthalb Jahren versetzte die US Navy ihn auf die in
fernöstlichen Gewässern operierende »Marion«. Nach fast fünf Jahren in Asien kehrte
er 1894 in die USA zurück und meldete sich in der Manineakademie in Annapolis. Am
12.7.1896, zehn Jahre nach seinem Eintritt in die US-Marine, erhielt er das
Leutnantsdiplom. Der junge Leutnant reiste eine Woche nach der Patentverleihung nach San
Francisco und musterte dort auf dem Schlachtschiff »Oregon« an. Dieses Schiff gehörte
zu den zwei Einheiten der Navy, die mit modernen drehbaren Geschütztürmen ausgerüstet
waren. Leutnant Eberle erhielt das Kommando über den vorderen Geschützturm, den Gun
Turret Number One. Die »Oregon« kreuzte an der Pazifikküste, als 1898 der amerikanische
Kongress Spanien den Krieg erklärte.
In der Schlacht von Santiago zwischen
Schiffen der US Navy unter Admiral Sampson und der spanischen Armada unter Admiral Cevera
tat sich Eberle besonders hervor, als er mit seinem Turm den schnellen spanischen Kreuzer
»Cristobal Colon« wirkungsvoll beschoss. Hochrangige Marineoffiziere wurden auf den
jungen Leutnant aufmerksam und Eberle wurde einige Monate später als Adjutant von
Konteradmiral Albert S. Barker, dem Kommandierenden des asiatischen Verbandes, auf die
»Baltimore« versetzt. Doch noch im selben Jahr kehrte er nach Annapolis zurück und
wurde Adjutant des Inspekteurs der Marineakademie. Neben seinen üblichen Pflichten
befasste er sich mit dem Studium über Bewaffnung von Kriegsschiffen und dem Verfassen von
Handbüchern über die Ausbildung an Kanonen und Torpedos der US-Marine.
Nach einem weiteren Jahr auf See wurde er
vom Schlachtschiff »Indiana« als Stellvertreter des Leiters der Marinewerft in New York
versetzt, nach sechs Monaten jedoch erneut als Adjutant von Admiral Barker an Bord
kommandiert. Nach zwei Jahren mit dem Oberbefehlshaber der Atlantischen Flotte, in denen
er die Installation der ersten drahtlosen Funkstation auf einem Kriegsschiff maßgeblich
begleitete, wurde Edward W. Eberle zum Korvettenkapitän (Commander) befördert. Der
technisch sehr interessierte Marineoffizier hatte früh die Bedeutung der drahtlosen
Übermittlung von Nachrichten als Verständigung auf See und damit Erleichterung der
Flottenoperationen erkannt. Leutnant Eberle ersann auch einen Geheimcode.
In den folgenden Jahren wurde Eberle mit
mehreren interessanten Aufgaben betraut. So wurde er Lehrer an der Marineakademie in
Annapolis, 1. Offizier auf dem Kreuzer »Louisiana«, dann wieder Leiter der
Marineausbildungsstation in San Francisco und gleichzeitig Kommandant des
Ausbildungsschiffes »Pensacola«. In den Jahren entwickelte er auch den Einsatz von
Nebelwänden für militärische Operationen. Diese Taktik spielte im Ersten Weltkrieg eine
wichtige Rolle beim Einsatz der Zerstörer.
Nach einem erneuten kurzen Aufenthalt in
Annapolis erhielt Edward W. Eberle das Kommando auf dem Schweren Kreuzer »Washington«
und wurde 1915 zum Direktor der Marineakademie ernannt mit gleichzeitiger Ernennung zum
Konteradmiral. Ende 1919 verließ er die Lehranstalt für angehende Marineoffiziere und
befehligte die 5. und die 7. Division der Atlantikflotte. Nach dem Rücktritt von Admiral
Hugh Rodman im Jahre 1921 übernahm Admiral Eberle das Kommando über die Pazifikflotte
und am 12.7.1923 die Position des Chefs der Marineoperationen und damit das Oberkommando
über die Marineeinsätze, also Flottenchef der US Navy. In dieser Position führte er
harte Kämpfe gegen die Reduzierung des Waffenpotentials und gegen die Sparpläne des
US-Kongresses. Er trieb die Fertigstellung der beiden Flugzeugträger »Lexington« und
»Saratoga« voran und unterstützte die Bestrebungen nach einer Marine-Luftwaffe. Am 14.
November 1927 wurde er von Admiral Charles F. Hughes abgelöst und am 9.8.1928 in den
wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Admiral Edward Walter Eberle starb am 6. Juli 1929
in Washington, kurz vor Vollendung seines 65. Lebensjahres.
Zwei Schiffe wurden nach dem hervorragenden
Marineoffizier mit Schweizer Blut benannt. Am 4.12.1940 nahm die US Navy den Zerstörer
USS »Eberle« in Dienst, der zusammen mit vier anderen Einheiten als erste einen Konvoi
nach Europa begleiteten und an der Invasion in Nordafrika beteiligt war. Das zweite nach
dem Admiral benannte Manineschiff war der am 24.1.1945 bei der Bethlehem-Alameda
Schiffswerft in Dienst gestellte Truppentransporter »Admiral E.W. Eberle«, mit dem viele
Hunderte von Armee-Angehörige nach dem Weltkrieg von Europa in die USA zurückgebracht
wurden.
Dieser Artikel wurde auch in "Schiffahrt
international" 10/2000 veröffentlicht. © Walter Zürcher |